Feierstunde zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, die zunehmende Zahl der unbekannten historischen Fakten, die Problematik des Antisemitismus und die Notwendigkeit der Bildung gegen Rassismus und Hasspropaganda.
80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz werden die Zeitzeugen immer weniger, das Wissen unter jungen Deutschen über die Judenvernichtung schwindet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßt die 103-jährige Holocaust -Überlebende Margot Friedländer bei der Feierstunde zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz . Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßt die 103-jährige Holocaust -Überlebende Margot Friedländer bei der Feierstunde zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz .
Ist die Form des Erinnerns an den Holocaust zu verlustreichen? Fragen, die immer dann vielstimmig gestellt werden, wenn ein Gedenktag ansteht. So wie an diesem 27. Januar: Vor exakt 80 Jahren befreiten sowjetische Soldaten die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz. Ein KZ, in dem rund 1,3 Millionen Menschen ermordet wurden, darunter 1,1 Millionen Juden.Seit Jahren wachsen die Zweifel, ob sich die Form des Erinnerns ändern muss, um mehr Menschen zu erreichen. Eine Umfrage der Jewish Claims Conference unterfütterte diese mit alarmierenden Zahlen: Mehr als jeder zehnte junge Erwachsene in Deutschland weiß nicht, worum es geht, wenn er nach dem Holocaust gefragt wird. Während viele Gedenkstätten seit Jahren auf Finanzmittel für eine dringend notwendige Sanierung warten, wird die Zahl derjenigen, die Auschwitz oder andere KZ überlebt haben, immer geringer. Damit geht ein entscheidendes Element der Aufarbeitung und Mahnung verloren: persönliche Berichte. Gedenkveranstaltungen geraten nicht selten zu einem schwierigen, oft lähmenden Balanceakt zwischen der Darstellung des furchtbaren Geschehens und der pflichtschuldigen Mahnung „Nie wieder“.Gerade die persönlichen Berichte der Überlebenden können die Geschichte greifbarer machen. Sie schildern ihre Erlebnisse so authentisch, dass sie auf Mahnungen verzichten können – sie schwingen unausgesprochen mit im Bundestag, Tagungssaal oder Klassenzimmer. Gerade für Kinder und Jugendliche macht es das Unfassbare fassbar, wenn es auch um Alltägliches geht, wenn sie erkennen, dass der Zeitzeuge oder die Zeitzeugin ein Junge oder Mädchen war, wie sie heute selbst. Das macht solche Begegnungen zu einem Erlebnis, das verstört, aber auch berührt. Im Jahr 2023 lebten knapp 15.000 Männer und Frauen in Deutschland, die den Holocaust überlebt haben, die Zahl sinkt schnell. Es gibt Projekte, bei denen die letzten Zeitzeugen ihre Lebensgeschichte vor der Kamera erzählen, um sie in die Zukunft zu retten, und Kinder der Zeitzeugen, die anstelle von Mutter oder Vater Zeugnis ablegen. Hitler-Vergleiche führen in die Irre. Dennoch ist der Kampf der in Teilen rechtsextremen Partei gegen den „deutschen Schuldkult“ fatal. Wer den „Schlussstrich“ fordert, argumentiert kalt und unverantwortlich. Die Hoffnung, dass Antisemitismus irgendwann nur noch in einer verschroben-ignoranten Randgruppe Anklang findet, hat sich längst zerschlagen. Dass der jüdische Publizist Michel Friedman sich heute angesichts der fast täglichen Ausbrüche des Judenhasses fragt, ob es ein Fehler seiner Eltern gewesen sei, nach Deutschland zurückzukehren, ist beschämend. Ein Judenhass, der von „klassischen“ Rechtsextremen und Nazis gelebt wird, aber nicht zuletzt auch von Zuwanderern aus muslimischen Ländern – gespeist aus Unwissenheit über die deutsche Geschichte und Hass auf Israel. Politik, Schulen und Bildungseinrichtungen müssen alles daransetzen, gegen die Verfestigung dieses israelfeindlichen Milieus anzugehen. Bildung, Bildung, Bildung – das ist so wenig originell, wie es beschwerlich ist, Konzepte gegen Antisemitismus und Rassismus aufzulegen. Harte Arbeit also. Wir sind es den Opfern des Nazi-Terrors schuldig
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