Alawiten in Syrien: Gewalt nach Sturz Assads

Politik Nachrichten

Alawiten in Syrien: Gewalt nach Sturz Assads
SYRIAASSADALAWITEN
  • 📰 focusonline
  • ⏱ Reading Time:
  • 230 sec. here
  • 12 min. at publisher
  • 📊 Quality Score:
  • News: 119%
  • Publisher: 82%

Nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 werden Alawiten in Syrien zunehmend von Gewalt ausgesetzt. Milizen greifen Zivilisten in alawitisch geprägten Gebieten an, die Identität der Angreifer ist oft unklar. Die Übergänge sind ein Symbol der zerrissenen syrischen Gesellschaft und der Ambivalenz der Alawiten gegenüber dem ehemaligen Regime.

Gewalt gegen Zivilisten wird seit dem Umsturz oft aus Siedlungsgebieten der Alawiten berichtet. Auch der gestürzte Diktator Assad gehört dieser Minderheit an. Wer für die Gewalt verantwortlich ist, bleibt oftmals unklar.Vor kurzem registrierten die Dörfer rund um die am Mittelmeer gelegene Stadt Dschabla im Norden Syriens ein erhöhtes Militäraufkommen.

Die zur Übergangsregierung in Damaskus gehörende Abteilung für Militärische Einsätze hatte auf rund 100 Pickups eine bewaffnete Truppe in die Region entsandt, die dort für Ordnung und Sicherheit sorgen soll. Zudem soll sie höherrangige Mitglieder des gestürzten Assad-Regimes verhaften. So berichtete es am 14. Januar die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (The Syrian Observatory for Human Rights, SOHR). Diese hat ihren Sitz in Großbritannien und bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien. Die Angaben der Organisation lassen sich oft nicht unabhängig überprüfen, haben sich in der Vergangenheit aber meist als zutreffend herausgestellt, wie Nachrichtenagenturen betonen. Mit der Entsendung der Truppe reagierte die Übergangsregierung in Damaskus offenbar auf Hilferufe insbesondere der in der Region lebenden Alawiten. Die Alawiten stellten vor dem Revolutionsjahr 2011 unterschiedlichen Schätzungen zufolge zwischen 10 und 13 Prozent der syrischen Gesamtbevölkerung. Dieser dem schiitischen Islam entspringenden Konfessionsgruppe, die jedoch meist als säkular beschrieben wird, gehört auch die Familie Assad an, die Syrien über ein halbes Jahrhundert diktatorisch regierte. Das Verhältnis der Alawiten zum früheren Regime unter Baschar al-Assad gilt als ambivalent. Einerseits erlangten zahlreiche Alawiten hohe Positionen in dessen Militär- und Sicherheitsapparat und unterstützten das Regime effizient. Andererseits positionierten sich auch viele Alawiten gegen das System. Hinzu kommt, dass auch die Mitglieder anderer konfessioneller oder auch ethnischer Gruppen in Diensten des Regimes standen, wenn auch - in relativen Zahlen - nicht so viele wie bei den Alawiten. Die Formel von einer angeblich alawitisch getragenen Herrschaft und einer sunnitisch getragenen Opposition zu Zeiten Assads ist darum nur bedingt haltbar. Dennoch müssen die Alawiten oftmals gegen diese Sichtweise ankämpfen - und sind vor allem bei radikalen Islamisten sunnitischer Prägung verhasst, die sie für die Verbrechen des Regimes mitverantwortlich machen. Die jetzigen Machthaber in Syrien entstammen teils diesem Milieu, betonen jedoch, sich davon längst distanziert zu haben. In Folge dieser Spannungen kam und kommt es in den Wochen seit dem Sturz des Assad-Regimes Anfang Dezember 2024 nahezu täglich zu gewalttätigen Übergriffen gegen Alawiten - nicht nur in Dschabla und der nördlich gelegenen Küstenstadt Latakia, früher oft als'Assads Stammland' beschrieben, sondern auch in anderen Regionen, etwa rund um die nördlich von Damaskus gelegenen Städte Homs und Hama. Fraglich ist allerdings, ob die Präsenz der zwischenzeitlich eingetroffenen Milizen die Bürger rund um Dschabla und andere alawitisch dominierte Städte tatsächlich beruhigt. Das SOHR berichtet, in dem Ort Tasnin nahe Homs seien Zivilisten von Milizen attackiert worden, die sich als Mitglieder der Abteilung für Militärische Einsätze ausgegeben hätten. Unsicher sei allerdings, ob die Bewaffneten tatsächlich der genannten Abteilung angehörten, sagt die Bürgerrechtsaktivistin Mouna Ghanem, Vorsitzende der syrischen Nichtregierungs-Organisation'Syrian Women's Forum for Peace', der DW.'Die meisten dieser Bewaffneten sind maskiert. Wir kennen ihre Identität nicht.' Einige Menschen, so Ghanem, vermuten, dass es sich bei den Maskierten um Angehörige des gestürzten Assad-Regimes handele.'Aber das ist eine sehr unpräzise Vermutung, denn dem Regime waren sehr viele Menschen verbunden. Es könnte sich um Alawiten handeln, um ehemalige Angehörige der Armee - wir wissen es nicht.' Einige Bewohner der Region vermuten hinter den Angreifern ausländische Dschihadisten, die in den vergangenen Jahren auch in den Reihen der radikalislamistischen Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gekämpft hatten, der auch der neue starke Mann Syriens, Ahmed al-Scharaa, entstammt. Es sei offen, was die Gewalttäter bezweckten, sagt Bente Scheller, Syrien-Expertin der Heinrich-Böll-Stiftung. Es könne sich um persönliche Racheakte halten, um ideologisch motivierte Gewalt - oder auch um den Versuch, das neue System zu diskreditieren. Tatsache ist, dass Bürger in alawitisch geprägten Regionen seit dem Fall des Assad-Regimes am 8. Dezember immer wieder Gewaltakten ausgesetzt sind. SOHR hat bisher 132 Todesopfer registriert, darunter neun Frauen und fünf Kinder. Die meisten Opfer verzeichnet laut dieser Statistik die Stadt Homs mit 59 Opfern. Es folgt Hama mit 58 Todesopfern. In Latakia starben 25 Menschen. Auch in Damaskus kam es zu tödlicher Gewalt: Dort wurden insgesamt zehn Menschen ermorde

Wir haben diese Nachrichten zusammengefasst, damit Sie sie schnell lesen können. Wenn Sie sich für die Nachrichten interessieren, können Sie den vollständigen Text hier lesen. Weiterlesen:

focusonline /  🏆 6. in DE

SYRIA ASSAD ALAWITEN VIOLENCE HUMAN RIGHTS MILITIA POLITICAL TURMOIL

Deutschland Neuesten Nachrichten, Deutschland Schlagzeilen

Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.

Syrien: Alawiten-Schrein angegriffen, Proteste ausbrechenSyrien: Alawiten-Schrein angegriffen, Proteste ausbrechenNach einem Video, das einen Angriff auf einen alawitischen Schrein in Aleppo zeigt, sind in Syrien Proteste ausgebrochen. Die neue syrische Regierung weist das Material als alt und gezielt zur Provokation zurück.
Weiterlesen »

Unruhen in Syrien nach Sturz von AssadUnruhen in Syrien nach Sturz von AssadZwei Wochen nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad eskalieren die Spannungen in Syrien. Es kommt zu Angriffen auf Polizisten und Sicherheitskräfte, sowie zu Protesten nach der mutmaßlichen Schändung eines alevitischen Heiligtums.
Weiterlesen »

Christen in Syrien feiern Weihnachten nach Sturz AssadsChristen in Syrien feiern Weihnachten nach Sturz AssadsZum ersten Mal seit dem Sturz von Baschar al-Assad feiern Christen in Syrien Weihnachten. In vielen Kirchen finden Gottesdienste statt, begleitet von strengen Sicherheitsmaßnahmen, um Sabotageakte zu verhindern.
Weiterlesen »

Christen in Syrien feiern Weihnachten und Sturz von AssadChristen in Syrien feiern Weihnachten und Sturz von AssadZum ersten Mal seit der Machtübernahme der Rebellen in Syrien feiern Christen in vielen Kirchen Weihnachten. Aus Furcht vor Sabotage herrschen jedoch strenge Sicherheitsmaßnahmen.
Weiterlesen »

Nach Assads Sturz: Neue Machthaber in Syrien wollen gefürchtete Geheimdienste auflösenNach Assads Sturz: Neue Machthaber in Syrien wollen gefürchtete Geheimdienste auflösenUnter dem geflohenen Diktator waren sie berüchtigt, dienten ihm als Instrument der Unterdrückung. Jetzt sollen die Sicherheitsorganisationen in dem Bürgerkriegsland neu strukturiert werden.
Weiterlesen »

Syrien: HTS-Regierung nach Sturz AssadsSyrien: HTS-Regierung nach Sturz AssadsNach dem Sturz von Diktator Baschar al-Assad hat die islamistische Miliz HTS eine Übergangsregierung in Syrien gebildet. Kämpfe toben im Land weiter, die Machtordnung im Nahen Osten hat sich stark verändert.
Weiterlesen »



Render Time: 2025-02-15 16:51:51