Alice Schwarzer: 'Habe nicht mit so entschlossenen Protesten in Algerien gerechnet' Im DWInterview spricht die Frauenrechtlerin über ihre engen Verbindungen zu einer algerischen Familie, ihr Buch über das Land und die Proteste gegen Präsident Bouteflika
von innen erzählt. Das Buch ist vor einem Jahr in Deutschland erschienen und vor zwei Wochen in Frankreich. In Frankreich sagt man, es ist das erste Buch über das Leben in Algerien heute. Wir wissen heute wenig von Algerien. Algerien war in den 1960er und 1970er Jahren weltberühmt und wurde als das Land bewundert, das sich aus eigener Kraft von den Kolonialherren befreit hat und dann das Mekka aller Revolutionäre wurde.
Ich habe schon in meinem Buch diese Unruhen prophezeit. Dazu muss man keine Hellseherin sein. Es war damit zu rechnen dassein fünftes Mal von einem undurchsichtigen, mafiösen Clan hinter ihm vorgeschoben würde, obwohl er kaum noch handlungsfähig ist. Allerdings - das konnte niemand wissen- habe ich nicht mit so breiten und so entschlossenen Protesten gerechnet."Meine ganze Familie" geht auf die Straße und hält mich täglich auf dem Laufenden.
Aber es besteht natürlich die Gefahr einer religiösen Radikalisierung als Folge der Traumata. Es gibt sehr viel Hoffnung und ein ganzes Stück Sorge. Wie wird es werden? Da kommt es natürlich sehr auf den Westen an. Wie wird der Westen reagieren? Wird er versuchen, die wirklich demokratischen Kräfte dort zu unterstützen? Was nicht einfach ist.
unterstützen? Denn eins ist klar: wenn Algerien ins Chaos oder in die falschen Hände fällt, dann fällt ganz Nordafrika. Und dann lernen wir richtig, was eine Flüchtlingswelle ist. Das algerische Schicksal sollte uns nicht nur aus Mitgefühl interessieren.Alice Schwarzer ist eine der bekanntesten Frauenrechtlerin Deutschlands. Die Journalistin und Publizistin gründete unter anderem die Frauenzeitschrift"Emma".
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