Nina reist aus Stuttgart nach Berlin, um gegen die Asylpläne der CDU zu protestieren. Doch am Tag des CDU-Parteitags ist sie die einzige Demonstrantin vor Ort.
Nina , in schwarzer Leggings und olivgrüner Jeansjacke, hält die blau-rosa-weiße Flagge über den Schultern. An ihrem rechten Fuß hängt ein Pappkarton-Würfel mit den Gesichtern von Merz und Merkel, der an einem Paketband über den Boden schleppt. Montagmittag hinter der Avus-Tribüne wirft Nina s einsames Bild einen seltsamen Kontrast zu den zahlreichen Polizisten vor dem Messegelände Süd in Berlin.
Nur elf Demonstrationen hatten sich für den Tag offiziell angekündigt, weil Merz beim CDU-Parteitag sprechen sollte. Doch nur knapp eine Stunde nach Beginn des Parteitags ist die Protestaktivität verstummt. Selbst die Polizei, mit rund 700 Beamten vor der Tagungshalle „CityCube“ im Einsatz, zeigt sich überrascht über das kurze Intermezzo der sonst demo-erprobten Metropole. „Kurz vor Beginn des Parteitags waren ein paar hundert Leute hier auf der Straße. Aber die sind alle schon wieder weg“, erzählt ein Beamter zu FOCUS online. Nina sieht derweil müde aus und hält ein Pappschild hoch. „Gesundheitsversorgung für alle“, steht auf der einen Seite. „Grundrechte für alle“ auf der anderen. Die Enttäuschung steht der Trans-Frau ins Gesicht geschrieben. „Ich bin von Stuttgart aus acht Stunden mit dem Zug die Nacht durch nach Berlin gekommen, nur für diese Demo“, gesteht sie. Den Anfang habe sie leider verschlafen, „Ich musste erst mal Schlaf nachholen. Als ich ankam, waren schon alle weg“, sagt die 30-Jährige, die extra mehr als 600 Kilometer angereist ist. Unbeirrt zieht Nina vor den Augen der Polizisten ihre Protest-Bahnen. „Die Union hinkt mit allem Jahrzehnte hinterher. Das Transsexuellengesetz wurde 1981 verabschiedet. Aber die Union hat es erst mit Merkel vor ein paar Jahren fertiggebracht, die Homo-Ehe zu legalisieren. Deswegen bin ich hier“, sagt Nina. Sie sei aber auch wegen der Anträge zur Verschärfung des Asylrechts von Merz nach Berlin gekommen, die der CDU-Chef vorige Woche im Bundestag gestellt hat und beim „5-Punkte-Plan“ mit den Stimmen der CDU auch durchsetzen konnte. „Es gibt eine gefährliche Schnittmenge von CDU und AfD“, findet Nina und ergänzt: „So wie Julia Klöckner das formuliert hat – 'Für das, was ihr wollt, müsst ihr nicht die AfD wählen. Dafür gibt es die CDU.'“ Nach zwei weiteren Protestrunden bleibt Nina vor einer Gruppe Polizisten stehen und kniet sich vor ihren Karton. Das Paketband, mit dem sie ihn hinter sich herzieht, hat sich heillos verheddert. „Die Union, Klotz am Bein, Deutschland“, steht obendrauf. Ein Polizist, der Nina sieht, bietet ihr hilfsbereit ein geöffnetes Klappmesser an – und tut ihr am Ende den Gefallen, den Knoten selbst aufzuschneiden. Auf die Frage, ob sie weiter allein demonstrieren wolle, antwortet sie ohne Zögern: „Ich muss das machen. Ich muss da durch.
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