Bei der Flucht in die EU landen viele Schutzsuchende im italienischen Triest. Helfer dort geraten zunehmend unter Druck von der rechten Regierung.
Am Ende der Balkanroute:Ein bisschen Normalität Der Mischwald lichtet sich und gibt die Kante einer über sechs Meter hohen Klippe frei. Oberhalb der Kante ist Slowenien. Am Fuß der Klippe fängt Italien an. Hier, in den waldigen Hügeln südöstlich der italienischen Hafenstadt Triest, liegt die letzte Grenze, die Schutzsuchende auf ihrem Weg über die Balkanroute, einer der meistgenutzten Fluchtrouten nach Europa, überqueren müssen.
Abstieghilfe bei einer Klippe, die vom slowenischen Plateau runter nach ins Tal nach Triest führt Foto: Nicola Unfer „Momentan reichen die Schlafplätze zum Glück“, berichtet Giulio. Er sitzt an einem großen Tisch, um den bunte Plastikstühle stehen. Um ihn herum herrscht lebhaftes Treiben. Das Zentrum ist jeden Tag geöffnet. Tagsüber ist es ein Ort, an dem Menschen im Warmen, Trockenen verweilen, ihr Handy aufladen, sich duschen, sich ausruhen können. Das Zentrum ist gut besucht, aber nicht überfüllt.
Nur 30 Prozent der Menschen, die in Triest ankommen, wollen in Italien bleiben. Gianfranco Schiavone, Vorsitzender der ICS, sitzt an seinem Schreibtisch in seinem Büro in der Innenstadt und scrollt auf seinem Bildschirm hektisch im Jahresbericht von 2022 herum. „Die meisten Menschen, die in Triest ankommen, wollen weiterziehen“, erklärt er und zeigt auf das passende Tortendiagramm. Nach Deutschland, Frankreich oder in die skandinavischen Länder.
Pro untergebrachte Person erhält die Organisation eine Pauschale vom Staat, mit der die Mieten und laufenden Kosten für die Wohnungen bezahlt werden. Jede Person, die so untergebracht ist, erhält außerdem 30 Euro pro Woche für Verpflegung. Das von der ICS organisierte Unterbringungssystem ist immer wieder politischen Attacken der rechten Regierung ausgesetzt. Seit Oktober 2022 wird Italien von einer rechtskonservativen, nationalistischen Koalition regiert. Die postfaschistische Partei Fratelli d’Italia holte bei den Parlamentswahlen im vergangenen Herbst 26 Prozent der Stimmen und war damit Wahlsiegerin. Insgesamt hat sie 119 von 400 Sitze im Abgeordnetenhaus und stellt die Ministerpräsidentin, Georgia Meloni.
Claudio arbeitet seit acht Jahren für die ICS. Er weiß genau, wie das System funktioniert, aber auch wie die Regierung versucht, es zu untergraben. „Vor einigen Monaten hat uns die Präfektur das Budget gekürzt.“ Die Präfektur ist die Vertretung der Zentralregierung in den italienischen Provinzen. „Wir bekommen kein Geld für Kleidung mehr. Außerdem meinen sie, dass die Asylsuchenden kein Ticket für den ÖPNV brauchen.
Mit einem Dekret, das am 11. März 2023 in Kraft trat, beendete die Regierung Meloni die protezione speziale . Es ist die Reaktion auf das Bootsunglück am 27. Februar bei Cutro, Kalabrien, bei dem mindestens 72 Schutzsuchende starben. Der spezielle Schutzstatus garantiert bisher, dass Menschen, die mindestens zwei Jahre in Italien sind und gute Integrationsleistungen, etwa Sprachkenntnisse und einen festen Arbeitsplatz vorweisen können, einen nationalen Aufenthaltsstatus bekommen.
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