Den Rücktritt von BorisJohnson erfreut unsere britische Autorin emrshtn kaum. Denn Johnsons Kollegen, die ihn gestürzt haben, sind genauso schlimm.
Es ist das Ende eines Premierministers wie aus einem Shakespeare-Epos. Von denen war Boris Johnson immer begeistert. Seine Hybris und seine Lügen waren am Ende für mehr als 50 einst treue Parteikollegen zu viel. In den letzten 48 Stunden sammelten sie sich, um ihm, wie Caesar in den Iden des März, in den Rücken zu fallen. Wobei sie ihn nicht erdolchten, sondern allesamt von ihren Posten zurücktraten und Johnson dadurch zwangen, dasselbe zu tun.
Und was kommt jetzt? Auch für Johnson-Gegner wie mich ist das eine gar nicht so erfreuliche Frage. Denn er ist nur die Spitze des Eisbergs – und symptomatisch für ein politisches System, das keine Zeichen der Auflösung zeigt. Zwar haben wir in den letzten Tagen in den Kündigungsschreiben der Zurückgetretenen viel über Werte, Prinzipien und Integrität gelesen. Doch scheinen diese ihnen erst in der letzten Woche wichtig geworden zu sein.
Oder war es für sie nur unerträglich, dass Johnson diesmal die Abgeordneten selbst anlog als es um die Affäre des stellvertretenden Parlamentarischen Geschäftsführer Chris Pincher ging? Während er aber vor dem ganzen Land über die Partys in der Downing Street mitten im Lockdown oder die Folgen des Brexits für Kleinhändler gelogen hatte, schwiegen sie – und ließen sich von ihm auf nette Posten befördern.
Eigentlich ist der Fall Johnson beispielhaft für ein moralisch bankrottes politisches System. Die ganzen Partys in Downing Street hätte es auch ohne ihn gegeben. In einem System ohne innewohnende Missachtung bei den Machthabern für ihre Verantwortlichkeit gegenüber der britischen Wählerschaft wären sie unmöglich gewesen.
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