Nur Werke der Moderne standen auf dem Programm der Bremer Philharmoniker. Dirigent Jonathan Stockhammer animierte sie zu zirkusreifer Virtuosität. Nur ...
Nur Werke der Moderne standen auf dem Programm der Bremer Philharmoniker. Dirigent Jonathan Stockhammer animierte sie zu zirkusreifer Virtuosität. Nur Cellist Sung-Wan Yang wirkte bei Eötvös etwas reserviert.Jonathan Stockhammer war für den erkrankten Dirigenten Peter Eötvös eingesprungen – und kam bei Orchester und Publikum bestens an.
Eigentlich sollte Eötvös, erwiesen taktstockkundig, selbst dirigieren, doch der inzwischen 80-jährige Ungar hatte früh aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Jonathan Stockhammer aus Los Angeles, wie Eötvös längst in Deutschland verwurzelt, übernahm souverän. Der drahtige, agile Lockenkopf mit der klaren Schlagtechnik baute einen spürbar engen, ja herzlichen Kontakt zum Orchester auf.
Etwas distanzierter wirkte Solocellist Sung-Wan Yang aus Seoul. Der Koreaner ist vor allem als Kammermusiker hervorgetreten, und seine Zugabe – eine träumerisch feinsinnige Interpretation der Sarabande aus Bachs erster Cellosuite G-Dur – bestätigte diese Vorliebe. Im Eötvös-Konzert schien sein Spiel hingegen gewollt theatralisch und wenig zielgerichtet.
Auch in Witold Lutoslawskis Concerto für Orchester von 1954, dem Höhepunkt des Abends, war der Tritt der Tradition zu spüren. Gleich zu Beginn hämmert die Pauke wie in Brahms’ 1. Sinfonie, das Scherzo aus flirrenden Streichern und Trompeten-Fanfaren vermittelt zwischen Mendelssohn und"Ben Hur"-Filmmusik, und der ausgedehnte letzte Satz greift auf barocke Formen wie Passacaglia, Toccata und Concerto grosso zurück.