Der ukrainische Botschafter drängt auf eine Umbenennung. Landesdenkmalamt und Bezirk Mitte sperren sich: eine langfristige Namensverdeckung sei „nicht genehmigungsfähig“. Berlin CafeMoskau CafeKyiv
In einer Mail bittet Christoph Rauhut, Leiter des Landesdenkmalamtes, ebenfalls am 19. Juni Fachleute in seinem Amt um Stellungnahmen, und diese antworten. Am 2. Juli geht der Vorschlag für ein Antwortschreiben in Sachen Namensänderung an die Senatskanzlei zur Bestätigung an die Konsultierten. Der Vorschlag fällt ausweichend, aber nicht gänzlich ablehnend aus.
Im Februar 2023 wurde anlässlich des Jahrestags des russischen Überfalls auf die Ukraine das Café Moskau für ein paar Tage in Cafe Kyiv umbenannt.Aus der Abteilung Bau und Kunstdenkmalpflege kommt der dringende Wunsch, die Maßnahme „unbedingt reversibel“ zu gestalten, damit die Umbenennung „doch irgendwann hoffentlich wieder rückgängig“ gemacht werden könne. Entsprechend müsse die „Dauer der Änderung ggf. offen gehalten werden“.
Der ebenfalls konsultierte Baustadtrat Ephraim Gothe trägt seine Bedenken in einer Mail vom 19. Juni an den Zuständigen der Unteren Denkmalschutzbehörde vor. Er finde den Vorgang „einigermaßen schwierig“, schreibt der Sozialdemokrat. Er verstehe, dass die Stalinallee in Karl-Marx-Allee umbenannt wurde, aber „die Bezeichnung Moskau an einem Haus zu tilgen, das kommt mir dann doch schon so vor, als müsse man jetzt Tolstoi aus den Bücherregalen nehmen“.
Der Architekturkritiker Wolfgang Kil, der sich seit Jahrzehnten mit den Bauten an der Karl-Marx-Allee, deren Geschichte und Bedeutung für die Stadt beschäftigt, sieht es ganz ähnlich. Er hat nichts dagegen, dass man das Haus einen Tag besetzt, Aktionen macht, gegen den verbrecherischen Angriffskrieg Russlands protestiert, wie das im Februar zum ersten Jahrestag des Überfalls auf dieim Rahmen einer Kunstaktion schon einmal geschehen ist.
Er erinnert daran, dass Historiker, Denkmalfreunde und Anwohner lange und hart für den Erhalt und die Anerkennung des Baudenkmals Café Moskau als zentraler Teil der Ost-Moderne gekämpft haben. Im Moskau-Kontext könnten Anliegen und Gestik des gesamten Baudenkmals differenziert erklärt werden, sagt Kil: „Was bliebe unter dem Label Kyiv?“
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