Eigentlich sollte kein Staatschef je wieder so mächtig werden wie Mao. Doch am Wochenende soll Xi Jinping für eine dritte Amtszeit gewählt werden.
PEKING taz | Dichtes Gedränge herrscht vor dem „Messepalast Beijing“, einem sowjetischen Prachtbau im Pekinger Stadtzentrum. Entlang des halbkreisförmigen Säulengangs tummeln sich Hunderte Kader mit Parteiabzeichen am Revers, um vor den jüngsten Errungenschaften ihrer Volksrepublik Selfies zu schießen: Tarnkappenbomber sind hier ausgestellt, Modelle von Weltraumraketen und Kernkraftwerken. In den Museumshallen geht die „rote“ Propagandaschau nahtlos weiter.
Parteikongress in ChinaChinas Kommunistische Partei hat mehr als 95 Millionen Mitglieder und beginnt am Sonntag in Peking ihren 20. Parteikongress. Er wird mit dem Rechenschaftsbericht des Generalsekretärs Xi Jinping eröffnet. Doch zu Beginn der 60er Jahre geriet der alternde Mao nach einer katastrophal fehlgeschlagenen Industrialisierungspolitik massiv unter Druck: Der „Große Sprung nach vorn“ endete in der wohl größten Hungersnot der modernen Menschheitsgeschichte. Im Pekinger Parteiapparat rumorte es, und der zunehmend paranoide Mao wähnte an jeder Ecke eine Verschwörung. Im Jahr 1962 wurde auch Xis Vater geschasst, sämtlicher Ämter enthoben und in ein Arbeitslager gesteckt.
Dabei half ihm durchaus, dass er als unscheinbar, nahezu langweilig galt. Xi Jinping bot keine Angriffsfläche für Kontroversen, hielt sich geschickt im Hintergrund. Er schien zu wissen, dass seine Zeit irgendwann kommen würde. 2012, nach mehreren erfolgreichen Bewährungsproben in Fujian, Zhejiang und Shanghai, war es schließlich so weit: Er wurde vom Parteikomitee zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei gewählt.
Mehr noch: Unter Xis Ägide ist die Volksrepublik China zu einem Land geworden, das nicht mehr regelmäßig von Lebensmittelskandalen erschüttert wird, in dem die Luftqualität in den Großstädten merklich besser ist und Behördengänge effizient ablaufen. Noch im vergangenen Sommer ließ Xi Jinping sich beim 100-jährigen Parteijubiläum von den Massen umjubeln.
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