Bad Oeynhausen zieht kriminelle Clans an, ist aber laut LKA keine Spitzenstadt in NRW. Die Polizei registriert zwar viele Clan-Mitglieder, die Taten sind aber eher mildtätig. Das Ruhrgebiet bleibt weiterhin der Hotspot der Clankriminalität.
Bad Oeynhausen . Die Schätze der Kurstadt sind eher von kulturellem Wert. Die Badestadt stellt schließlich kein Geschmeide im Grünen Gewölbe oder Gold im Bode-Museum zur Schau. Trotzdem übt der Mühlenkreis und seine zweitgrößte Stadt offenbar eine gewisse Anziehungskraft auf kriminelle Clans aus. Die eher ländliche Region im Osten vom Westen ist Wohn- und Tatort krimineller türkisch-arabischer Großfamilien. Das stellt das Lagebild zur Clankriminalität des Landeskriminalamts (LKA) fest.
Innenminister Herbert Reul (CDU) hat vor sechs Jahren Clans den Kampf angesagt - und das LKA führt seitdem Buch darüber. Beim Blick auf die Zahlen für den Kreis Minden-Lübbecke stellt sich heraus: Der Mühlenkreis spielt nicht in der obersten Krimi-Liga mit. Die vordersten Plätze nehmen allesamt Ruhrgebietsstädte ein. Dennoch gibt es im Einzugsbereich der Kreispolizei Minden-Lübbecke erstaunlich viele Clan-Mitglieder. Der Mühlenkreis taucht im landesweiten Ranking des LKAs bei Clan-Straftaten und Clan-Tatverdächtigen immerhin im oberen Drittel aller NRW-Städte auf - gleich hinter Ruhrgebietsmetropolen und den Großstädten Köln und Bonn. Selbst das sogenannte Oberzentrum Bielefeld taucht erst weit hinten in der Liste auf. So viele Clanmitglieder leben in der Kurstadt 82 Tatverdächtige Clanangehörige zählt das LKA im Mühlenkreis. Zehn davon sind minderjährig, ergänzt Thomas Bensch, Pressesprecher der Kreispolizei Minden-Lübbecke auf Nachfrage. 46 tatverdächtige Clan-Mitglieder davon leben in Minden, 16 in Bad Oeynhausen. Den 82 Tatverdächtigen werden 110 Straftaten zugeordnet. Das klingt viel. Unter den Tatverdächtigen gibt es Mehrfachtäter. Die Polizei hat im Mühlenkreis 2023 aber insgesamt 15.359 Straftaten gezählt. Clanstraftaten machen im Mühlenkreis damit gerade einmal 0,781 Prozent der Gesamtkriminalität aus. Zum Vergleich: In Ruhrgebietsstädten wie Essen zählte die Polizei im gleichen Jahr 69.049 Straftaten und 832 mit Clan-Bezug. Das sind immerhin 1,20 Prozent aller polizeibekannten Straftaten in Essen. Das Ruhrgebiet ist auch sechs Jahre nach Einführung der LKA-Lagebilder „weiterhin Schwerpunkt der Clankriminalität“. Innenminister Herbert Reul (CDU) stellte 2019 das erste Lagebild mit diesen Worten vor: „Wir haben es hier eben nicht mit Eierdieben und Tabakschmugglern zu tun. Clankriminalität ist keine Kleinkriminalität. Wir reden von schweren Verbrechen bis hin zu Tötungsdelikten.“ Mühlenkreis-Clans ohne „besondere Qualität“ Von Mord und Totschlag ist jedoch bei der Kreispolizei Minden nicht die Rede. Der Schwerpunkt der Clankriminalität im Mühlenkreis liegt ganz woanders. Polizeipressesprecher Thomas Bensch erläutert, was die Polizei bei den 110 Taten 2023 alles als Clankriminalität erfasst hat: „Bei der Erhebung wurden alle Delikte, auch Antragsdelikte und Kleinkriminalität, erfasst. Ein Schwerpunkt der Taten ist mit fast 34 Prozent im Bereich der Eigentumsdelikte zu erkennen.“ Den zweitgrößten Anteil unter den 110 Taten der Clankriminalität in Minden-Lübbecke haben Gewaltdelikte, also Körperverletzungen, mit 21 Prozent. Ebenfalls mit rund 21 Prozent zählt die Polizei Sachbeschädigungen, Beleidigungen oder Bedrohungen. Verkehrsstraftaten sind noch mit 11 Prozent erfasst. Des Weiteren hat die Polizei fünf Verstöße gegen das Waffengesetz, vier Betäubungsmittel-Straftaten und vier Sexualstraftaten mit Clan-Bezug festgestellt. Zudem sind zwei Widerstandshandlungen von Clanmitgliedern gegen Vollstreckungsbeamte bei der Polizei aktenkundig. Lesen Sie auch: Deutlicher Anstieg der Clankriminalität: Ein Kreis sticht in OWL heraus Der Polizeipressesprecher aus dem Mühlenkreis stellt angesichts dieser Aufzählung fest: „Die aufgeführten Taten weisen jedoch nicht die besondere Qualität der sogenannten Clankriminalität auf.“ Und auch das LKA stellt im Fazit zum letzten Lagebild fest: „Das Ruhrgebiet stellt weiterhin den geografischen Schwerpunkt der Clankriminalität dar.“ Dabei gibt es auch in Bad Oeynhausen durchaus Straftäter aus denselben Familien, die wiederholt durch kriminelle Handlungen in den Mittelpunkt von Ermittlungen geraten. Die Polizei kennt diese Klientel. Die Frage ist allerdings, ob diese Straftäter auch ins Raster des Landeskriminalamts passen. 118 Familiennamen ohne Verwandtschaftsbeziehungen Hintergrund der Bestimmung von Clankriminalität ist eine Liste von 118 Familiennamen. Das LKA aktualisiert diese Liste laufend. Darauf stehen aber ausschließlich die Familiennamen von türkischen, kurdischen und arabischen Großfamilien. Andere Nationalitäten werden in der List nicht erfasst. Außerdem ist der Zugriff auf diese Listen nach Angaben von LKA-Sprecherin Maren Menke beschränkt. Das bedeutet: Nicht jeder Polizist kann sehen, welche Familie das LKA für einen kriminellen Clan hält. Erst wenn ein Polizist eine Strafanzeige geschrieben hat, wird der Familienname des Tatverdächtigen offenbar auf einen Clan-Hintergrund geprüft. Über Verwandtschaftsverhältnisse gibt die Namensliste auch keine Auskunf
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