30 Jahre Mauerfall: Damals wart ihr glücklich - eine stern-Reporterin über die Stunden, in denen alles möglich war
mit seinen Reporter-Teams hautnah dabei. Autorin Ulrike Posche erinnert sich an ihren ersten und auch letzten Einsatz in der DDR.Die Mauer ist gefallen: In der Nacht vom 9. auf den 10. November drängen sich die Menschen am Grenzübergang InvalidenstraßeEs ist schon seltsam, wenn man heute, nur dreißig Jahre später liest, hört und sieht, wie unzufrieden die Menschen im Osten sind. Wie unglücklich in Thüringen, wie wütend in Sachsen.
Natürlich habe ich sofort „Ja!“ gesagt, als meine Chefin fragte, ob ich nach Ostberlin fliegen wolle. In der Redaktionskonferenz deshatten die Ressortleiter um Chefredakteur Michael Jürgs am Morgen einen Großeinsatz beschlossen. Wer konnte, sollte sofort in die DDR reisen. Berlin, Dresden, Magdeburg - ganz egal, Hauptsache die Task Forces wären vor Ort, wenn passieren würde, was sich zu diesem Zeitpunkt noch niemand vorstellen konnte.
Nur zur Erinnerung: Handys gab es 1989 noch nicht. Es gab Satelliten-Telefone, groß wie Rollkoffer und schwer wie ein Gebinde Briketts. Das Wlan war noch nicht erfunden, das Blackberry auch nicht. Man muss das erwähnen, weil es uns im Nachgang oft unvorstellbar erscheint, wie rasant sich die Ereignisse in jener Nacht auch ohne Internet und Handykamera entwickeln und verbreiten konnten.
Schon als wir in die Invalidenstraße einbogen, hörten wir, wie sie „Macht das Tor auf“ sangen. Tausende waren inzwischen auf den Beinen. Hanns Joachim Friedrichs hatte in den „Tagesthemen“ gesagt: „Die Tore in der Mauer stehen weit offen.“ Und die, die nun in ihren Trabis auf den Grenzübergang zurollten, hatten das im Westfernsehen gehört. Der Tumult war unvorstellbar. Es war weit nach elf, und immer noch hatte sich das Gitter nicht für alle geöffnet.
Auf einmal kamen mir die Grenzbeamten in den Blick. Männer, die mit fassungslosem Gesichtsausdruck beobachteten, was vor ihren Augen passierte. „Alles dahin“, schienen sie zu denken, „alles dahin.“ Ich muss über all dem Glück jener Nacht bis heute immer auch an diese leeren Gesichter denken. An junge Polizisten, die in jenem Mitternachtsmoment wohl ahnten, dass alles, was sie in ihrem Leben bis dahin je für gut und richtig gehalten hatten, nun vorbei war. Sie taten mir leid.
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