Der Chemnitzer FC versucht, die Trauerfeier für einen verstorbenen Neonazi zu erklären. Polizei und Fußballverband widersprechen der Darstellung aber in entscheidenden Punkten, berichten elcaceres und arietzschel
Pressesprecherin Jana Ulbricht erklärte,"Drohungen" seien vor der Partie am Samstag"nicht thematisiert" worden. Auch der Nordostdeutsche Fußballverband hatte laut Geschäftsführer Holger Fuchs keine Informationen über Drohungen. Da das Spiel nicht als Risikospiel galt, habe man nicht an der routinemäßigen Sicherheitsbesprechung teilgenommen.
Haller galt als einer der führenden Köpfe der örtlichen Neonazi- und Hooligan-Szene. Er war unter anderem Gründer einer Gruppierung namens"HooNaRa"; die Abkürzung steht für"Hooligans-Nazis-Rassisten". Die Gruppe soll sich 2007 aufgelöst haben, lebte aber in Verbünden fort, die sich"NS-Boys" oder"Kaotic Chemnitz" nannten.
Im Stadion wurde Haller zu Ehren am Samstag eine Trauerminute abgehalten, dazu wurde Pyrotechnik abgebrannt, was nun zu einem Ermittlungsverfahren durch die Polizei geführt hat. Hallers Foto wurde auf der Videoleinwand eingeblendet, der Stadionsprecher bezeugte Haller Respekt. Der Sprecher soll nicht mehr als Animateur eingesetzt werden. Ein Mitarbeiter der Pressestelle musste ebenfalls gehen.
Der Chemnitzer Stadtrat Lars Fassmann hält derartige Konsequenzen für Kosmetik."Ein paar Kleine werden gehängt. Die Leute, die es wirklich verbockt haben, die was ändern könnten, die werden nicht zur Rechenschaft gezogen", sagte Fassmann dem MDR. Er erinnerte daran, dass der Stadtrat in der vergangenen Woche entschieden hatte, die Stadionmiete im wahrscheinlichen Fall eines Aufstiegs in die dritte Liga nicht zu erhöhen.
Ein Desaster ist die Affäre auch für die Stadt Chemnitz. Sie stand schon nach den rassistisch motivierten Ausschreitungen vom vergangenen Sommer, die auf den gewaltsamen Tod eines Deutsch-Kubaners beim Chemnitzer Stadtfest gefolgt waren, international im Fokus. Damals spielten die CFC-Hooligans eine fundamentale Rolle - auch durch ihre Fähigkeit, ortsfremde Sympathisanten nach Chemnitz zu lotsen. Dem CFC zufolge funktionierte das offenbar auch am Wochenende.
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