Können wir unseren Wohlstand weiter auf den Schultern anderer und zu Lasten der Natur ausleben? Über dieses Thema diskutiert Ulrich Brand mit Schülern der OS Kurt-Schumacher-Allee.
Herr Brand, wieso kommen Sie aus Wien, um mit Schülern aus Bremen über die Folgen der Globalisierung und den Wohlstandsbegriff zu diskutieren?
In unserem Alltag greifen wir bei der Nutzung von Handys, Kleidung oder industriell gefertigten Nahrungsmitteln ganz selbstverständlich auf die billigen Arbeitskräfte und Rohstoffe an anderen Orten in Deutschland oder in anderen Ländern zurück. Das hat etwas mit den Profitinteressen der Unternehmen zu tun, aber eben auch mit unserem Alltag. Nicht, weil wir Böses wollen, sondern, weil es normal scheint.
Weniger fliegen, regionale Produkte und weniger Fleisch konsumieren, weniger Energieverbrauch – das sind keine neue Ideen. Ein ökologisches Bewusstsein ist bereits in der Gesellschaft geweckt. Dennoch werden Flughäfen ausgebaut, die Autoindustrie wächst, Biobauernhöfe können sich nicht gegen industrielle Landwirtschaft durchsetzen.
Hier müsste die Politik die Richtung vorgeben, zum Beispiel, anstatt die industrielle Landwirtschaft finanziell zu fördern, Biobauern unterstützen, anstatt den Straßenausbau voranzutreiben, Parkplätze zurückbauen. Vielleicht auch Menschen mit geringerem Einkommen mit Einkaufsgutscheinen für saisonale, regionale und biologische Lebensmittel unterstützen. Wie sinnvoll der individuelle Konsum ist, ist außerdem nicht vom Geldbeutel abhängig.
Sie haben ein gut verkauftes Buch geschrieben, dozieren an der Uni und diskutieren mit Schülerinnen und Schülern. Woher nehmen Sie den Antrieb, seit Jahrzehnten sich für das scheinbar unerreichbare Ziel, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken, einzusetzen?
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