Der vielbekannte Begriff „repräsentativ“ verliert an Bedeutung in Umfragen

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Der vielbekannte Begriff „repräsentativ“ verliert an Bedeutung in Umfragen
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Der Artikel untersucht das Problem der Repräsentativität von Umfragen und argumentiert, dass der Begriff oft missverständlich verwendet wird. Die Autoren zeigen anhand eines Beispiels auf, wie die Ergebnisse einer Studie, die sich selbst als repräsentativ bezeichnet, möglicherweise nicht aussagekräftig sind.

Das Wort „repräsentativ“ wirkt nach außen wie ein Glaubwürdigkeitssiegel: Repräsentative Umfragen gelten als seriös, ihre Ergebnisse als aussagekräftig. So, als würden sie die Bevölkerung repräsentieren eben.

2021 und 2022 wurde sie halbjährlich durchgeführt, ansonsten einmal pro Jahr. Insgesamt gibt es also sieben Versionen. Diese sollen laut Einleitungstext der aktuellen Trendstudie direkt miteinander vergleichbar sein und nun, vier Jahre nach der ersten Erhebung, „vorsichtige Trendanalysen“ ermöglichen.Kein Wunder: Immerhin will die Studie herausgefunden haben, dass Jugendliche und junge Erwachsene immer unzufriedener werden und sich der AfD zuwenden.

Häufig wird eine hohe Anzahl Befragter für ein Qualitätsmerkmal von Studien gehalten. Bei der Trendstudie haben 2.042 Menschen teilgenommen, die für die 14- bis 29-Jährigen der deutschen Bevölkerung stehen sollen. „Solange nicht klar ist, ob ein Selektionsproblem besteht, sagt diese Zahl nichts aus“, wendet Sand ein.

Wichtig für Repräsentativität sei nämlich auch, dass die Befragten ein kleineres Abbild der Grundgesamtheit bilden. Diese Gesamtheit hat viele verschiedene Merkmale: vom finanziellen Status bis zur Geschlechterverteilung. Das führt dann dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht berücksichtigt werden. Mit diesem Vorwurf konfrontiert, weist auch Schnetzer darauf hin, dass eine kritische Betrachtung der Zusammensetzung von Online-Panels grundsätzlich geboten sei. Denn wie bei allen anderen Erhebungsmethoden auch, so Schnetzer, beruhe diese auf der freiwilligen Teilnahme.

Bei Schnetzer nachgefragt, schlüsselt er auf, dass sie die Studie als Team die Studie inhaltlich und methodisch gemeinsam entwickeln – „von der Jugendbeteiligung zur Fragenkonzeption, bis hin zu den Trendtalks, um die Ergebnisse auszuwerten und der Erstellung der Pressemitteilung. Alle Autoren arbeiten ohne Honorar“, so Schnetzer.Hauptverantwortlich für die Trendstudien ist jedoch Simon Schnetzer selbst.

Wissenschaftler Sand hingegen schätzt die vielen Rollen als kritisch ein. Er betont aber auch, dass das nicht per se eine schlechte Qualität der Studie bedeuten muss. Er kennt weitere Befragungen, die privatwirtschaftlich erhoben wurden und deren Ergebnisse wissenschaftlich dienlich waren. Sie könnten in einem weiteren Schritt an unabhängigen Forschungsinstituten oder Universitäten mit größeren personellen und finanziellen Ressourcen weiter beforscht werden.

Normalerweise gibt es bestimmte Verfahren, um Studien noch mal auf Qualität und Schwachstellen zu prüfen, bevor sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Ein sogenanntes Peer-Review-Verfahren wäre bei einer wissenschaftlichen Publikation der Fall“, sagt Sand. Das bedeutet, dass unabhängige Fachleute unveröffentlichte Studien vorab nochmal auf Schwachstellen prüfen – eine Art Qualitätsetikett.

Schnetzers Motivation ist nicht primär ein wissenschaftlicher Anspruch im Geist der Open Science. Schnetzer hat ein anderes Ziel: jungen Menschen eine Stimme zu geben. Darüber hinaus will er weiter „mit ihnen die Voraussetzungen für ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander“ gestalten. Gerade brandaktuelle Zahlen und Daten über jüngere Generationen haben Nachrichtenwert und sollen in Redaktionslogiken schnellstmöglich veröffentlicht werden. Doch häufig fehlen an sogenannten Newsdesks, die für aktuelle Nachrichten zuständig sind, Kapazitäten für eine tiefergehende Recherche, gerade wenn die Meldung schnell draußen sein muss und es fachlich anspruchsvolle Begriffe zu prüfen gilt.

Ebenfalls gibt es die Mitleidthese, die das Gegenteil besagt: dass Wähler:innen schwächelnde Parteien unterstützen wollen. Bisher ist jedoch ungeklärt, wie stark sich diese Effekte wirklich auswirken. Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen: Es gibt auch journalistische Formate, die Daten erheben und als Meinungsbaromenter regelmäßig Stimmungen einfangen und damit transparent umgehen. Ein Beispiel ist „NDR fragt“:

Ob sie „repräsentativ“ ist, sollte auch dokumentiert werden, ob sie es wirklich ist, wurde im Artikel sehr gut beschrieben.

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