Am 7. Oktober 2023 ermordete die Hamas 364 Menschen beim Nova-Festival. Ein Jahr später leiden Überlebende immer noch an den Folgen dieses Tages.
Ein Jahr nach dem 7. Oktober:Der schwarze Shabbat Am 7. Oktober 2023 ermordete die Hamas 364 Menschen beim Nova- Festival . Ein Jahr später leiden Überlebende immer noch an den Folgen dieses Tages.Um 6.29 Uhr geht die Musik aus. Dann Sirenen, Explosionen, Schreie. Omer Hadad und seine Freunde sind erst drei Stunden vorher angekommen, in wenigen Minuten soll die Sonne aufgehen – der berauschte Höhepunkt des Psytrance‑Raves.
Eine Freundin stolpert in der Handyaufnahme immer wieder beim Laufen, weil sie sich übergeben muss, aus schierer Angst, bevor sie auf dem Boden zusammenbricht. „Überall um uns herum lagen Menschen auf dem Boden“, sagt Hadad. „Wir dachten, dass auch sie Panikattacken hätten.“ Erst später wird klar: Sie sind bereits tot.
Von den rund 250 Geiseln, die palästinensische Terroristen nach Gaza verschleppen, werden mindestens 38 vom Nova-Festival entführt. Fünf von ihnen kommen im November durch einen Deal mit der Hamas frei, die israelische Armee befreit weitere vier im Juni. In einem Video werfen sie eine Granate in einen kleinen Luftschutzbunker, auf Hebräisch Migunit genannt, in dem rund 30 Menschen Schutz suchen. Nach der Explosion erschießen sie die wenigen Überlebenden. Einen jungen Mann verschleppen sie nach Gaza. Er heißt Hersh Goldberg-Polin und gehört zu den hingerichteten Geiseln, die Ende August in einem Tunnel unter Rafah gefunden werden.
Viele der bislang dokumentierten Vergewaltigungen ereignen sich beim Nova-Festival. Videos der Erstversorger zeigen tote Frauen mit entfernter Unterhose oder blutigem Schritt. Die Hände mancher Opfer sind festgebunden. Die Ha’aretz berichtete im April von 15 Überlebenden des Festivals, die Vergewaltigungen oder Gruppenvergewaltigungen gesehen hätten, fünf von ihnen haben bislang öffentlich darüber gesprochen.
Es sind insgesamt vielleicht 200 Menschen auf dem Gelände – trauernde Eltern, eine diplomatische Delegation, eine Gruppe von Soldaten, Ultraorthodoxe der Chabad-Bewegung, die in einem Bus Shabbat-Kerzen und koschere Snacks verteilen. So viele Menschen, dass sie ein Sicherheitsrisiko darstellen. Denn im Gazastreifen, nur fünf Kilometer Luftlinie entfernt, tobt der Krieg zwischen Hamas und Israel, am Horizont sind leichte Rauchspuren zu sehen.
Doch nicht alle wollen erinnern. Vor der Nova-Ausstellung in New York organisierten im Juni Hunderte antiisraelische Aktivisten einen Protest. Sie zündeten Rauchtöpfe und skandierten „long live the intifada“ – es lebe die Intifada. Eine Aktivistin begründete die Aktion auf X damit, dass das Nova „neben einem Konzentrationslager“ stattgefunden habe. Ähnliche Kommentare waren in den Tagen und Wochen nach dem Massaker in den sozialen Medien tausendfach zu lesen.
Anfang September, elf Monate nach dem Angriff. Illovich sitzt zu Hause in Kfar Yona, eine Stunde nördlich von Tel Aviv, er trägt ein T-Shirt der Fernsehserie „Rick and Morty“. Einige Bookings seien für den international tourenden DJ inzwischen weggebrochen, weil Veranstalter aus Protest gegen den Gaza-Krieg Israelis nicht mehr einladen wollen würden, sagt er.
Viele Überlebende sind stark traumatisiert Die psychischen Folgen des 7. Oktober belasten die Überlebenden bis heute, viele sind stark traumatisiert. Laut der Tribe of Nova Foundation, einer NGO, die von Omri Sasa und den anderen Organisatoren direkt nach dem Angriff gegründet wurde, sind drei Viertel der fast 4.000 Besucher in psychologischer Behandlung.
Malca sei inzwischen wieder auf kleine Festivals gegangen, das sei wichtig, sagt sie, aber auch belastend. „Auf einem Festival sah ich am Himmel Drohnen und Menschen, die mit Gleitschirmen geflogen sind“, erzählt sie. „Ich hatte eine Angstattacke, wollte aber meinen Freunden, die auch Nova-Überlebende sind, nicht zeigen, dass ich in Panik bin, um sie nicht zu beunruhigen.
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