Seit Wochen streiten Befürworter und Gegner eines Gas- und Öl-Embargos. Dabei gibt es längst einen Vorschlag, der beide Seiten vereinen könnte. EichstadtTilman
Auf aktuelle Marktpreise gerechnet könnte ein solcher Strafzoll wie folgt aussehen: Kohle, lange bei 50 bis 100 Euro/Tonne gehandelt, aktuell bei 200 bis 300 Euro/Tonne, könnte mit einem Strafzoll von 100 Euro/Tonne belegt werden. Damit wäre klar, dass es für russische Kohle keine langfristige Perspektive mehr in Europa gibt.
Öl aktuell bei ca. 90 bis 100 Euro/Barrel gehandelt, könnte mit einem Strafzoll von 30 Euro/Barrel belegt werden. Auch hier ein klares Signal, dass wer in Europa russisches Öl nutzen will, deutlich mehr zahlen muss. Erdgas ist sicherlich der kritischste Bereich, da hier die Nutzer am wenigsten ausweichen können. Erdgas wird in der Regel in Mio. British Thermal Units gehandelt, ca. 0,3 MWh. Hier ist der Preis von langfristig drei Euro/Mio. BTU auf fast sechs Euro gestiegen.
Dies muss verbindlich und transparent erfolgen, so erhöht es auch den Druck innerhalb der russischen Eliten. Alle, die Interesse an Exporteinnahmen haben, werden stärker für einen zügigen Frieden plädieren. Und je aggressiver Putin in der Ukraine vorgeht, desto stärker schwächt er dann messbar die eigene Wirtschaft, die immer stärker von Öl- und Gasexporten abhängig geworden ist.
Die Preise für fossile Energien werden infolge steigen, ja, aber das müssen sie im Kampf gegen den Klimawandel ohnehin. Insofern kann man die oben skizzierte Besteuerung auch dahingehend verstehen, dass langfristig Notwendige nun zügiger und entschlossener anzugehen. Bei überhöhten Preissteigerungen für die Endverbraucher wäre außerdem eine temporäre Kompensation machbar.
Prof. Dr. Tilman Eichstädt ist Verhandlungsexperte, der sich seit 15 Jahren mit der Frage von Macht und Einfluss in Verhandlungen auseinandersetzt. Er lehrt an der bbw Hochschule Berlin.
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