Zwei Wochen vor der Bundestagswahl steht die FDP in einer angespannten Lage. Parteichef Christian Lindner gibt eine kämpferische Rede und stellt klare Bedingungen an mögliche Koalitionspartner. Er schließt eine Jamaika-Koalition aus und sieht Robert Habeck als Gegenspieler. Die FDP steht unter Druck, um ihren Wiedereinzug in den Bundestag zu sichern.
Zwei Wochen vor der Wahl steht die FDP am Abgrund. Parteichef Christian Lindner inszeniert sich als Gegenpart zu Robert Habeck . Und stellt Bedingungen an Friedrich Merz . Der FDP -Parteitag, der an dem Todestag des großen Kabarettisten Karl Valentin abgehalten hat, zeigt die angespannte Lage der Liberalen im Jahr 2025. Bei der Wahl in zwei Wochen geht es um Alles. Wiedereinzug in den Bundestag ist das Ziel.
Lindner hält auf dem Parteitag in Potsdam eine Art Kabinenansprache eines Kapitäns einer Fußballmannschaft, die zur Halbzeit 3:0 zurückliegt. Lindner, der rhetorisch gern ironisch spielt, wuchtet sich durch die Rede. Er ist laut, er ist ernst, er ist kämpferisch. In seiner Rede stellt er die Frage, welche Zukunft Deutschland haben will: Wachstum oder Stagnation, Freiheit oder Staat. Und: Lindner oder Habeck im Kabinett? Eine Koalition mit den Grünen schließt er aus. „Mit der Wahl der FDP in den Deutschen Bundestag gibt es kein Schwarz-Grün.“ Punkt. Damit gehen die Freien Demokraten denselben Weg wie der Kanzlerkandidaten der Union. „Damit entscheidet jetzt nicht mehr Friedrich Merz allein, welche Koalition im Land gebildet wird.“ Eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP schließt er damit aus. Zur Erinnerung: Merz und seine Union stehen in den Umfragen bei 30 Prozent, die Freien Demokraten bei vier. Und Merz und die Union sind der erklärte Lieblingspartner der Liberalen nach der Wahl. Lindner und Merz sind privat befreundet. Trotzdem ätzt er: Der CDU-Chef als Kanzler werde ein Fall für betreutes Regieren. Doch vom eigenen Regieren ist die FDP weit entfernt. Vierzehn Tage bevor die Wähler entscheiden, muss Lindner feststellen, dass er und die Kampagne bislang nicht ziehen. Der Vorsitzende hatte in der Ampel-Koalition mit gezinkten Karten gespielt. Für die Galerie gab er den staatspolitisch Verantwortungsbewussten, hinter den Kulissen arbeitete er an der Sabotage des Regierungsbündnisses. Staatsschauspieler ist noch einer der netteren Titel, die dem 46-Jährigen seit dem Bruch der Regierung verliehen wurden. Seitdem liegt die FDP in den Umfragen unter der kritischen Fünfprozenthürde. Und kommt einfach nicht mehr hoch – trotz des seit dem Ende der Koalition laufenden Wahlkampfs. Erinnerungen werden wach an 2013, als die FDP aus dem Bundestag flog. Lindner hatte die Partei im Alleingang vier Jahre später zurück in den Bundestag geführt. Und dominiert die Liberalen seitdem unangefochten. Selbst der Eklat um die gezielte Ausgrenzung von Parteimitgliedern, die sich nicht an die strikten Corona-Regeln hielten, konnte Lindners Position nicht in Frage stellen. Auf der Zielgeraden des Wahlkampfes sollen neben den Attacken auf Habeck liberale Klassiker den entscheidenden Prozentpunkt bringen. Wirtschaftswende, eine harte Asylpolitik, Lust auf Ehrgeiz und Leistung. „Die AfD wird man nicht kleinmachen mit Protestmärschen und Lichterketten“, ruft Lindner den 600 Delegierten zu. „Die AfD macht man klein, wenn man sagt, eine Wirtschaftswende ist möglich.“ Diese Wende heißt, Steuern zu senken für Unternehmen und Gutverdiener, einen dreijährigen Bürokratiestopp, Einschnitte bei Sozialleistungen. Der FDP-Vorsitzende will dem Land eine andere Geisteshaltung verordnen, das er in einer links-grünen Traumwelt wähnt. „Wir haben uns gewöhnt an spitzenmäßige soziale Absicherung und wollen sie weiter ausbauen. Wir haben uns gewöhnt an spitzenmäßigen Umweltschutz. Aber wir sind eben nicht in der Lage, uns an die Realität anzupassen.“ Mit seiner Rede begeistert der Spitzenkandidat die Delegierten. Mehrfach erheben sie sich von ihren Sitzen und applaudieren stehend. Auch nach seiner Rede bricht Jubel aus, minutenlang wird geklatscht. Direkt neben der Halle steht im Filmpark Babelsberg ein künstlicher Vulkan. Nichts mehr als einen Ausbruch wünschen sich Freien Demokraten am 23. Februar. Karl Valentin würde vielleicht schließen mit seinem Bonmot: „Ein Optimist ist ein Mensch, der die Dinge nicht so tragisch nimmt, wie sie sind.
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