1974 nahm sich der KZ-Überlebende Joseph Wulf das Leben. Seine Idee, das Haus der Wannseekonferenz in Berlin als Gedenkort, erfüllte sich erst 1992.
Gedenken an Historiker Joseph Wulf: Leerstelle im Nachkriegsdeutschland 1974 nahm sich der KZ-Überlebende Joseph Wulf das Leben. Seine Idee, das Haus der Wannsee konferenz in Berlin als Gedenkort, erfüllte sich erst 1992.
Joseph Wulf wurde 1912 in Chemnitz geboren und wuchs in Krakau auf. Sein Leben lang blickte er wehmütig auf die Krakauer Kindheit zurück und fühlte sich dem osteuropäischen Judentum stark verbunden. Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 schloss er sich der Widerstandsbewegung jüdischer Jugendorganisationen in den Ghettos von Krakau und Bochnia an.
Er war dabei, als im September 1946 ein Teil der versteckten Dokumente des Ringelblum-Archivs geborgen wurde. Wulf nahm sich Emanuel Ringelblum, der in seinem Untergrundarchiv den Alltag und das Sterben der Juden im Warschauer Ghetto für die Nachwelt bewahrt hatte, ein Leben lang zum Vorbild. Im Gegenteil, da in Wulfs Veröffentlichungen auch Namen vieler noch nicht bestrafter Täter genannt wurden, stieß er immer wieder auf Gegenwind. Trotz einer teils prekären finanziellen Lage schrieb Wulf unermüdlich gegen die stumpfsinnige, vom Unrecht nichts wissen wollende deutsche Normalität an.
Heute ist das Haus der Wannseekonferenz Gedenkort und Bildungsstätte, wenn auch vielleicht nicht ganz so auf Forschung fokussiert, wie Wulf es vorgeschwebt war. Die Bibliothek ist nach ihm benannt. Bei einer Tagung zu Ehren Wulfs vorige Woche konnten sich Forschende austauschen.
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