Die EU investierte Hunderte von Milliarden Euro in Griechenland. Mittlerweile erholt sich die Wirtschaft. Doch davon profitieren nicht alle gleich.
Griechenland nach der Finanzkrise :Kampf ums blaue Gold Die Aussicht von der Terrasse ist atemberaubend schön. Der sanfte Wind kräuselt das blassblaue Meer, der Blick schweift über die palmengesäumte Strandpromenade, die Dächer der Stadt glitzern in der Abendsonne. Dimitrios Patriarcheas, 43, pechschwarzes Haar, blütenweißes Hemd und perfekt sitzende Krawatte, spricht mit fester Stimme.
Hunderttausende meist junge und gut qualifizierte Griechinnen und Griechen verließen das Land, um eine bessere Zukunft zu finden. Stichwort: „Braindrain“, „die Flucht der klugen Köpfe“. „Wir Griechen hätten unsere Staatsschuldenkrise schneller überwinden müssen. Wir haben viel produktive Zeit verloren. Das macht mich in der Rückschau traurig“, sagt Patriarcheas.
Das Gros der Griechen sieht das genauso. Laut dem jüngsten Eurobarometer sagen sieben von zehn Befragten, der EU-Beitritt 1981 habe Griechenland genutzt. Im Siebenjahreszeitraum 2021 bis 2027 fließen EU-Mittelzuweisungen von insgesamt 57,35 Milliarden Euro nach Athen – eine in Relation zur hiesigen Wirtschaftsleistung enorme Summe. Das entspricht Jahr für Jahr rund 4 Prozent des griechischen BIP.
Griechenlands Wirtschaft erholt sich wieder. Das kommt aber nicht bei allen an. Die einen verdanken der EU ihr Vorankommen, die anderen sehen in ihr einen Grund für ihren wirtschaftlichen Ruin. Die Staatspleite mag überwunden sein, das Verhältnis der Griechen zur EU bleibt indes nicht ohne Schatten. „Viele Bürger können die positiven Aspekte unseres gemeinsamen europäischen Projekts nicht erkennen.
Das geht so: das Erz wird getrocknet, gebrannt, vorgewärmt, geschmolzen, getrennt. Das Endprodukt Ferronickel ist gewonnen. Das Verfahren, die Pyrometallurgie, ist irrsinig stromfressend. In den Öfen herrschen Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius. Die Wärmestrahlung in der geschlossenen Fabrikhalle ist enorm. „Die Hitze ist unerträglich“, sagt Nikos Rinnas. Heute, an diesem frühsommerlichen Freitag Ende Mai, geht seine Schicht von 14 Uhr bis 22 Uhr.
Gegründet wird das anfangs private Unternehmen 1963. Die Metallfabrik im Dorf Larymna, 130 Kilometer nördlich von Athen, ist 1966 fertig. Die Industrieanlage ist ein Monstrum mitten in einer hübschen Landschaft, schafft jedoch Jobs im damals noch sehr rückständigen Griechenland. In der Fabrik, im Tagebau und den Minen beschäftigt Larco 1.370 Arbeiter.
Larco-Drama geht weiter Das passiert so: Der Larco-Manager, ein Ex-Banker, verkauft im Februar 2007 vorab Teile der Firmenproduktion von 2006 bis Anfang 2009 zu einem Festpreis von 18.500 US-Dollar pro Tonne Nickel an die US-Investmentbank J. P. Morgan. Pikanterweise tat dies der besagte Larco-Manager, obgleich der Nickelpreis just im Februar 2007 bereits auf 39.000 US-Dollar gestiegen war. Tendenz: stark steigend. Der Nickelpreis geht durch die Decke.
Der Einstieg bei Larco bärge für den Privatinvestor ein ungeheures Potenzial. Das von Larco geförderte griechische Erz birgt neben Nickel einen noch viel kostbareren – bisher verborgenen – Bodenschatz: Kobalt, das – mit Blick auf dessen Farbe – blaue Gold. Der Rohstoff wird für Batterien verwendet, der globale Bedarf wird mit der Elektromobilität deutlich steigen. Ein E-Auto benötigt etwa 5 bis 10 Kilo Kobalt.
Andere gucken in die Röhre. Nikos Rinnas, der ungewollt untätige Schichtarbeiter in der stillgelegten Larco-Metallfabrik, lässt seinem Frust freien Lauf. Er empfinde Zorn und Wut, poltert er. Er bekomme zwar, so wie die etwa 850 verbliebenen Larco-Mitarbeiter, noch sein Gehalt ausbezahlt. Er erhalte 1.800 Euro im Monat, mit 36 Arbeitsjahren auf dem Buckel. Die meisten seiner Kollegen müssten sich mit etwa 1.000 Euro im Monat begnügen.
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