Nach der Stopp der Geiselfreilassung durch die Hamas droht der Gaza-Krieg mit einer Neuauflage. US-Präsident Trump stellt die Hamas vor ein Ultimatum und fordert eine schnelle Freilassung aller Geiseln. Gleichzeitig plant er die Umsiedlung von Millionen Palästinensern aus dem Gazastreifen.
Die islamistische Hamas hat vorerst die Freilassung weiterer israelischer Geiseln gestoppt, was US-Präsident Donald Trump prompt zu einem Ultimatum gegen die Extremisten im Gazastreifen veranlasst. Das Abkommen über die Waffenruhe steht nun auf der Kippe, und viele befürchten, dass der Gaza-Krieg wieder aufflammt. Die Hamas will auch nach dem verheerenden Krieg im Gazastreifen, den sie mit ihrem Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst hat, an der Macht bleiben.
Israel hingegen hält an dem Kriegsziel fest, die Hamas komplett zu zerstören und ihre Herrschaft in dem Küstenstreifen ein für alle Mal zu beenden. Denn mit der Hamas am Ruder gilt es nur als Frage der Zeit, bis es zu einer neuen Runde der Gewalt kommt. Die Hamas will zur Sicherung ihrer Herrschaft zunächst eine Vereinbarung über ein dauerhaftes Ende des jüngsten Krieges erreichen. Doch es entstand der Eindruck, dass Israel die Verhandlungen über die zweite Phase der Waffenruhe-Vereinbarung verzögert, die dies erreichen sollte. Gepaart mit dem Plan Trumps, die rund zwei Millionen Gaza-Bewohner dauerhaft in andere Länder umzusiedeln und den zerstörten Küstenstreifen in eine «Riviera des Nahen Ostens» zu verwandeln, hat dies den Druck auf die Terrororganisation massiv erhöht. Die Geiseln bleiben das wichtigste Druckmittel der Hamas gegenüber Israel. Viele Analysten sehen die Ankündigung über den Aufschub der Freilassung weiterer Entführter als Versuch der Organisation, ihre Verhandlungsposition bei den anstehenden Gesprächen zu verbessern. Es gibt aber auch Anzeichen, dass die Hamas zum Einlenken bereit sein könnte. Ein Neubeginn der Kämpfe wäre eine Katastrophe für die leidgeprüften Zivilisten im Gazastreifen, von denen viele gerade erst in ihre weitgehend zerstörten Wohngebiete im Norden zurückgekehrt sind. Was wollen die Israelis? Der israelische Experte Avi Melamed spricht von einem «Nervenkrieg» zwischen Israel und der Hamas. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu könnte sich aus innenpolitischen Erwägungen gezwungen sehen, den Krieg gegen die Hamas wieder aufzunehmen. Sollte er einer zweiten Phase der Waffenruhe-Vereinbarung zustimmen, würde seine rechtsreligiöse Koalition vermutlich zerbrechen - denn die ultrarechten Partner fordern eine Fortsetzung der Kämpfe gegen die Hamas. Neuwahlen wären für den Regierungschef jedoch gegenwärtig katastrophal. Er könnte es sich nicht leisten, dass seine Koalition kollabiert, «wenn die Öffentlichkeit ihn dafür verantwortlich macht, dass die Geiseln so lange in Gefangenschaft geblieben sind, und direkt nach dem Schock über den Zustand der drei letzten freigelassenen Geiseln», sagte Melamed. Eine Mehrheit der Israelis glaube, «dass er die Geiseln auf dem Altar seiner Herrschaft geopfert hat». Letztlich strebt Israel zwei Ziele an, die sich gegenseitig weitgehend ausschließen: die Zerstörung der Hamas und die Freilassung der restlichen Geiseln. Der miserable Zustand der zuletzt freigelassenen Geiseln und Berichte über die grausamen Umstände der Geiselhaft zeigen dabei, wie sehr die Zeit drängt. Israel geht davon aus, dass von 76 verbliebenen Geiseln der Hamas höchstens noch 40 am Leben sind. Stressfaktor Trump: Welche Rolle spielen die Drohungen des US-Präsidenten? Donald Trumps Forderungen nach einer schnellen Geisel-Freilassung und einer Umsiedlung von rund zwei Millionen Palästinensern drohen, das über viele Monate mühsam ausgehandelte Abkommen über den Haufen zu werfen. Sollte die Hamas nicht alle verbliebenen 76 Geiseln bis Samstagmittag freilassen, sei er dafür, dass Israel die Waffenruhe beende und die «Hölle» losbreche, so Trump. Den US-Verbündeten Jordanien und Ägypten drohte er mit finanziellen Einbußen, sollten diese die Aufnahme von Palästinensern verweigern. Welche konkreten Konsequenzen die Hamas von US-Seite zu befürchten hätte, ließ Trump offen. «Die Hamas wird herausfinden, was ich meine», antwortete er auf Nachfrage. «Das sind kranke Leute.» Die Entscheidung liege aber letztlich bei Israel. Ein Journalist der israelischen Zeitung «Haaretz» schrieb, Trumps dramatische Äußerungen könnten entweder «ein Wendepunkt sein, der zur raschen Freilassung aller Geiseln in einem großen Deal führt, oder ein Wendepunkt, der zum massenhaften Tod von Geiseln und zur Wiederaufnahme des Krieges führt». Würden Jordanien und Ägypten Gaza-Bewohner aufnehmen? Dass beide Staaten der Forderung Trumps nachgeben, gilt als nahezu ausgeschlossen. Nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Simon Fuchs von der Hebräischen Universität in Jerusalem stellt der Vorschlag Trumps eine existenzielle Bedrohung für die Regierungen der beiden Länder dar. Für König Abdullah II. von Jordanien stünden das Fortbestehen der Monarchie in seinem Land und der Friedensvertrag mit Israel auf dem Spiel. Etwa die Hälfte der Einwohner des kleinen Landes hat palästinensische Wurzeln, was schon jetzt zu Spannungen führt.
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