Die deutsche Handball-Nationalmannschaft startet mit Sorgen, aber auch mit großen Ambitionen in die Handball-Weltmeisterschaft. Nach dem überraschenden Olympiasilber sind die Erwartungen hoch, doch die letzten Testspiele zeigten einige Schwächen im Team.
Die deutsche Handball -Nationalmannschaft hat bei Olympia mit überragenden Auftritten begeistert und Erwartungen geweckt. Die junge und hochtalentierte Mannschaft will nun bei der Weltmeisterschaft anknüpfen. Die Generalprobe vor dem Turnier schärft die Sinne. Niemand, der im vergangenen Sommer die Reise der deutschen Handball -Nationalmannschaft zu olympischen Silber mitgegangen ist, wird die Tage von Paris und Lille, wo die K.o.
-Runde in der prallgefüllten Fußball-Arena ausgetragen wurde, vergessen können: Die Fassungslosigkeit, die pure Euphorie nach dem völlig irren 6-Sekunden-Wunder, das Deutschland in den Handball-Himmel und die große Generation des Gastgebers direkt in die Hölle schickte. Danach der Taumel nach dem dramatischen Halbfinal-Sieg gegen jahrelang für das DHB-Team unbesiegbar scheinenden Spanier. Es waren rauschende Tage, auch wenn es im Endspiel eine üble Abreibung gegen die dänischen Giganten gab. Olympia war das lang ersehnte Turnier, in dem sich der Glaube an neue deutsche Handball-Heldentaten endlich, endlich manifestierte. Dort will man anknüpfen, auch der Bundestrainer sagt, dass seinem Team zu einem WM-Triumph nicht viel fehlt. Die deutsche Mannschaft startet am heutigen Montag (20.30 Uhr/ ARD und im Liveticker auf ntv.de) gegen Polen in seine WM-Mission, fährt im Kopf des Bundestrainers aber ein ungebetener Gast mit: Sorgen! Ja, 'das macht mir das schon Sorgen', sagte Alfred Gislason nach dem finalen Test gegen Brasilien vom Wochenende, bei dem seine Mannschaft trotz des 28:26 (13:17)-Sieges überraschende Schwächen im Angriff offenbarte. Das Tempospiel über erste, zweite und dritte Welle kam kaum zum Tragen, im Positionsangriff verlor sich das DHB-Team gerade im ersten Durchgang streckenweise in ein unkoordiniertes Tohuwabohu. Den ersten Test hatte Deutschland zwei Tage zuvor mit 32:25 für sich entschieden, Schwung für ein mögliches Wintermärchen holte man sich nicht. Im Gegenteil. Auch in der Defensive, auf die auch im Handball große Erfolge gebaut werden, zeigte sich die DHB-Equipe keineswegs sattelfest. 'Wir dachten eigentlich, dass das letzte Spiel genug Warnung für uns war, dass wir das heute besser machen müssen', sagte Kapitän Johannes Golla verwundert. 'Nachdem wir eine Woche hier trainiert haben und wirklich sehr viel sehr gut lief, hätte ich gedacht, dass wir anders spielen', zeigte sich Gislason so kurz vor dem Saisonhöhepunkt irritiert von seinen Schützlingen. Und schickte ein kurioses Lob hinterher: 'Ich muss die Mannschaft trotzdem loben. Du gewinnst nicht viele Spiele, in denen du nur zehn Minuten die bessere Mannschaft bist.' In der Tat hatte Spielmacher Juri Knorr sein Team in einer spannenden Schlussphase noch zum Sieg geführt. Knorr, mit fünf Treffern bester deutscher Torschütze und einer der absoluten Schlüsselspieler auf dem Weg zu größeren Zielen, sah in dem Auftritt 'einen Warnschuss'. Man müsse 'noch aggressiver werden, wir müssen uns noch auf ein höheres Level bringen. Aber natürlich tut das gut, dass wir das noch geschafft haben zum Schluss. Das gibt uns natürlich das Gefühl, dass wir jetzt nicht vor einem Scherbenhaufen stehen.' Zur Weltmeisterschaft, die für Knorr und Co. nach dem Beginn im Vor- und Hauptrundenspielort Herning bitte ganz spät am Endspielort Oslo enden soll, fährt man mit großen Ambitionen. 'Natürlich ist es unser Ziel, wieder Richtung Halbfinale zu kommen und dann auch den Schritt Richtung Medaille zu gehen. Ich glaube nicht, dass es unrealistisch ist. Im Endeffekt liegt es an uns', verkündete Knorr vor der Abfahrt nach Herning. Gislason hat über die Jahre 'eines der talentiertesten Teams der Welt', wie er es selbst nennt, geformt. Der Auftritt bei Olympia, wo man mit Frankreich und Spanien endlich mal wieder gleich zwei Schwergewichte in großen Spielen geschlagen hat, hat dem DHB-Ensemble eine neue, zusätzliche Superkraft eingehaucht: Glauben, Überzeugung und die Erfahrung, in einem großen Moment etwas Großes erreichen zu können. Zuvor hatte das Nationalteam des mitgliederstärksten Handballverbandes der Welt seit Olympia 2016 (!) kein K.o.-Spiel mehr gewonnen. Allzu oft hatte man zuvor davon gesprochen, ganz nahe dran zu sein. Nahe dran an den Großen, den Spaniern, den Franzosen, den Schweden, den Dänen, die in den letzten Jahren die Titel untereinander ausgespielt hatten. Doch so nah sie sich fühlten, so weit weg waren sie dann regelmäßig, wenn es um die Wurst ging. 'Das tut jetzt erstmal brutal weh', sagte Linksaußen Rune Dahmke bei der WM im polnischen Gdansk 2023. 'Immer nur fast da zu sein, reicht nicht.' Im Viertelfinale war man trotz zwischenzeitlicher Führung gegen Frankreich letztlich völlig chancenlos. Die neue DHB-Generation um Linkshänder und U21-Weltmeister Renars Uscins, der in Frankreich glanzvoll aufspielte und sich innerhalb weniger olympischer Festspieltage tief ins Gedächtnis der Weltklassekontrahenten gefressen hat, kennt den Erfolg. Nicht nur das Gefühl, nah dran zu sein, sondern jetzt auch endlich den nächsten Schritt zu machen und die große Medaille zu holen.
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