Vor 20 Jahren wurde die Deutsch-Kurdin Hatun Sürücü von ihrem Bruder in Berlin ermordet. Ihr Fall erschütterte das Land und wird auch heute noch zum Thema. Hatun Sürücü ist für viele junge Frauen zu einem Symbol des Widerstandes gegen Ehrenmorde und für die Bedeutung von Freiheit und Selbstbestimmung geworden.
Vor 20 Jahren wurde die Deutsch-Kurdin Hatun Sürücü in Berlin von ihrem Bruder erschossen, weil sie frei und selbstbestimmt leben wollte. Am 7. Februar 2005, kurz nach 21 Uhr, begleitete Hatun ihren jüngsten Bruder Ayhan zur Bushaltestelle. Nach einem Streit in ihrer Wohnung, der sich auf den angeblich westlichen Lebensstil der jungen Frau bezog, fragte Ayhan seine Schwester: 'Bereust Du Deine Sünden?'. Dann schoss er ihr drei Mal in den Kopf. Hatun Sürücü starb sofort.
Dieser sogenannte 'Ehrenmord' erschütterte Berlin und das ganze Land und beschäftigt viele bis heute. Wer in diesen Tagen Hatuns Grab auf dem Landschaftsfriedhof Gatow besucht, erlebt eine Überraschung. Frische Blumen und Pflanzen säumen die Grabstätte im islamischen Teil des am Waldrand gelegenen Friedhofs, dazu ein kleines Gemälde, das Hatun Sürücü zeigt. Darunter die Namen von Frauen, die Elif, Yasmin, Nisa, Elina und Alicija heißen. Diese jungen Frauen haben offenbar kürzlich das Grab besucht. Lange sah es hier ganz anders aus, denn niemand pflegte die letzte Ruhestätte der jungen Mutter, ihre Familie hatte sich nie dafür interessiert. Inzwischen kümmern sich andere um das Andenken an Hatun Sürücü – auch im Internet. Auf TikTok finden sich zahllose Videos, in denen sich junge Frauen, häufig migrantischer Herkunft, über Hatun Sürücü und ihren mutigen Kampf für ein freies und selbstbestimmtes Leben austauschen. Eine Userin erzählt, sie habe gerade mit der Friedhofsverwaltung telefoniert und sich dafür eingesetzt, dass das Grab nicht im Laufe dieses Jahres geräumt wird, wie es nach 20 Jahren auf deutschen Friedhöfen normalerweise üblich ist. 'Es würde mir so das Herz brechen, wenn dieses Grab wegkommen würde', sagt die junge Frau in die Kamera. 'Und nächstes Jahr schauen wir, was uns das kostet und ich weiß, wir stemmen das alles gemeinsam.' Auch der Bezirk Spandau möchte die Grabstelle Hatun Sürücüs erhalten. Nachdem man sich beim Land Berlin ohne Erfolg um die Einrichtung eines Ehrengrabs bemüht habe, denkt man jetzt über andere Konzepte nach, teilte das Büro von Bezirksbürgermeister Frank Bewig (CDU) dem rbb mit. Derzeit prüfe Baustadtrat Thorsten Schatz die Möglichkeit, die Grabstelle in eine neue Anlage zu integrieren und auf diese Weise zu erhalten. 'Ihr Grab sollte als ein Ort des Friedens umgestaltet werden', schreibt eine junge Frau im Netz. Hatun Sürücü ist für viele junge Frauen in der gesamten Republik zu einem Symbol geworden
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