HPV-Impfquote in Deutschland: Deutlich unter der Zielmarke

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HPV-Impfquote in Deutschland: Deutlich unter der Zielmarke
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Die HPV-Impfquote in Deutschland liegt deutlich unter der WHO-Zielmarke von 90%. Experten warnen vor den Folgen des niedrigen Impfniveaus und fordern umfassende Aufklärung und bessere Versorgung.

München. Die HPV- Impfquote liegt deutlich unter der Zielmarke. Laut WHO-Strategie zur Eliminierung des Zervixkarzinoms solle bis 2030 eine Impfquote bei Mädchen bis zum 15. Lebensjahr von 90% erreicht sein. „Vollständig geimpft sind aktuell nur 55% der Mädchen und 34% der Jungen bis 15 Jahre“, beklagte Prof. Dr. Katharina Rall. Dabei sei mit der Zulassung des HPV-Impfstoffs ein Traum in Erfüllung gegangen: die primäre Prävention einer Krebs erkrankung.

„Dafür hat Professor Harald zur Hausen 2008 den Medizin-Nobelpreis erhalten“, erinnerte die Gynäkologin vom Uniklinikum Tübingen bei einer Veranstaltung von MSD.HPV-Impfung ist eine Impfung gegen Krebs.Dabei seien die positiven Folgen der HPV-Impfung evident. So habe fünf bis acht Jahre nach Einführung der Impfung die Prävalenz von HPV-Infektionen mit den Hochrisiko Virus-Typen 16 und 18 bei Mädchen und Frauen im Alter von 13 bis 19 Jahren um 83% abgenommen. Gleichzeitig sei die Diagnose von CIN2+ (zervikale intraepitheliale Neoplasie) in der Altersgruppe um 51% zurückgegangen, betonte Rall.Geringes Wissen unter JugendlichenMit ein Grund für die niedrigen Impfraten sei das geringe Wissen. So kennen nur 60% der über 16-Jährigen in Deutschland HPV und nur 40% Chlamydien. Ein Drittel wusste nicht, dass Mädchen eine kostenlose HPV-Impfung erhalten können, zwei Drittel wussten nicht, dass das auch für Jungen gilt, so Rall zu den Ergebnissen der LIEBESLEBEN-Studie. Zudem seien sexuell übertragbare Krankheiten oft Tabu im Praxisalltag.Wie lassen sich die Impfraten erhöhen?Der Berufsverband der Frauenärzte sehe vier Punkte, die Impfraten deutlich zu erhöhen: Implementierung von umfassenden Gesundheitsinformationen und Impfaufklärung in Schulen.| Übernahme der Mädchensprechstunde M1 in die Regelversorgung| Angemessene Honorierung der ärztlichen Impfberatung| Einführung eines strukturierten Impferinnerungssystems „Es gibt auch Patientinnen mit Varianten der Genitalentwicklung“, erinnerte Rall. 8000 Betroffene gebe es allein vom MRKH-Syndrom*, so die Leiterin der Abteilung Genitale Fehlbildungen. Physiologisch hätten die Betroffenen ein Vaginal-Epithel, das HPV-empfänglich ist. „Die Patientinnen müssen ebenfalls gegen HPV geimpft werden“, betonte Rall. Das gelte auch, wenn keine Zervix vorhanden sei.HPV-Impfung verhindert fast alle CondylomeZusätzlich zu HPV-verursachten Karzinomen und ihren Vorstufen seien fast alle Condylome durch eine Impfung verhinderbar, sagte Prof. Dr. Alexander Kreuter. Anogenitalwarzen seien zu 96% durch die HPV-Typen 6 und 11 verursacht - beide enthalten in der 9-valenten Vakzine (Gardasil®). „Man muss nur richtig impfen, nämlich vor dem ersten Sexualkontakt“, betonte der Dermatologe von der Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen. Entsprechende Daten präsentierte Kreuter aus Australien und Norwegen. Das Lebenszeit-Risiko für Genitalwarzen bezifferte der Dermatologe auf 10% und die Inzidenz in Deutschland auf 170/100.000/a. Die jährlichen Gesamtkosten würden für Deutschland auf über 50 Millionen Euro geschätzt. Kreuter warnte: „Condylome außerhalb der Unterhose sind ein Zeichen für eine Immundefizienz.“Ablehnung für One-Dose-Schema in DeutschlandDer Dermatologe ging auch auf Medienberichte ein, dass schon eine Impfdosis vor HPV-induziertem Krebs schützen könne. Für Deutschland lehnte er dieses Schema ab. Zum einen sei es in Deutschland nicht zugelassen, zum anderen empfehle die STIKO die Impfung im Alter von 9 bis 14 Jahren mit zwei Dosen im Abstand von mindestens fünf Monaten, bei Nachholimpfung im Alter von 15 bis 17 Jahren mit drei Dosen. „Das One-Dose-Schema ist eher etwas für Low-Income Länder“, so Kreuter, nach dem Motto „einmal ist besser als keinmal“. Generell gelte, dass die Impfung idealerweise vor der Aufnahme sexueller Kontakte erfolgt.HPV-Impfstoff für jedes Alter zugelassenDie Zulassung der HPV-Impfstoffe sei nicht altersbeschränkt, erinnerte Kreuter. Es könne sinnvoll sein, auch Erwachsene noch gegen HPV zu impfen. Das sei dann keine Kassenleistung mehr, aber eine ganze Reihe gesetzlicher Krankenkassen würden dennoch die Kosten übernehmen. Welche das sind, lasse sich hier recherchieren. *Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-SyndromLiteratur: EpidBull 50/2024 Wojcinski M: Der Gynäkologe 2021;54:801-809 Chow EPF et al.: Lancet Infect Dis 2021;21(12):1747 Nygård S et al.: Vaccine 2023;41(37):5469 Epid Bull 4/2025Quelle: 4. Nationales HPV Forum, 25. Januar 2025, online; Veranstalter: MS

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