Damast, in Österreich und Deutschland gewebt, gilt bei uns als altmodisch, in Mali erlebt er einen Boom. Jonathan Fischer ist mit dem Stoff um die Welt gereist.
Bamako, an der großen Kreuzung des Viertels Garantibougou: Vor den Ampeln klopfen bettelnde Kinder mit Blechnäpfen an Autoscheiben, Mädchen balancieren Tabletts voller Wasserbeutel oder Sesamkeksen zwischen den Passanten, die Busjungen schreien und schlagen aufs Blech der buntbemalten"Sotrama"-Kleinbusse, um einen Halt zu signalisieren. Ohrenbetäubendes Gehupe, Motorengebrüll, Staubwolken. Afrikanisches Megacity-Chaos.
Eine Kundin, eine ältere Dame, die wie sie sagt für eine Hochzeit einkauft, zeigt auf ein rosafarbenes Stoffbündel. Einer der Angestellten holt es mittels einer Leiter aus den Regal, entnimmt es der Plastikhülle, faltet es auf, und lässt es durch die Finger gleiten. Der Glanz stimmt. Das leichte Rascheln auch. Die zwei Qualitätsmerkmale, auf die es in Mali ankommt.
Ein staubiger Platz am Straßenrand, ein halbes Dutzend große Bottiche, ein paar Wäscheleinen: Das ist die ganze Ausstattung von Dembeles Unternehmen. Sie und ihre Schwester beschäftigen ein Dutzend Frauen, die bewehrt mit Gummihandschuhen und Mundschutz große Stoffbündel in die brodelnden, dampfenden Farbbäder eintauchen.