„Europas Sicherheit wird dauerhaft von Russland bedroht werden“, sagt Joschka Fischer. Im Interview spricht der frühere Außenminister über ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs und seine Lehren aus der Diplomatie Henry Kissingers.
Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung. Hier gratis herunterladen.Henry Kissinger ist einer der wenigen, die den Blick auf das globale Ganze haben. Und der zugleich in der europäischen Tradition des Mächtegleichgewichts gedacht und gehandelt hat. Ihm war klar: Wenn man einen belastbaren, dauerhaften Frieden herstellen will, muss man ein ungefähres Gleichgewicht der Macht herstellen.
Wie werden die beiden Supermächte des 21. Jahrhunderts, China und USA, auf eine Grundlage der gemeinsamen Zusammenarbeit kommen? Darin liegt die Herausforderung unserer Zeit.Das ist sehr schwierig zu beantworten. Wenn man seine Texte liest, wenn man ihn kennt, eindeutig ja. Dann weiß man, dass er durchaus eine wertebasierte Außenpolitik verfolgt hat, im Gewande des Realismus und von Interessen. Amerikanische Außenpolitik ohne Idealismus gab es nicht.
Ja. In den 70er Jahren, mit Vietnamkrieg, Kambodscha und all diesen Dingen, da war ich sehr kritisch. Als Außenminister habe ich ihn dann persönlich kennengelernt. Und seine Dissertation über das Gleichgewicht der Großmächte im Europa des 19. Jahrhunderts hat später mein außenpolitisches Denken stark geprägt …Nö, ich bin niemandes Schüler, das überlasse ich gerne anderen. Ich denke selbst.
Ich meine, die Möglichkeit ist nie auszuschließen. Es können Unglücke passieren, junge Männer in Militärmaschinen Unbedachtes tun. Generell bin ich aber optimistischer. Die Europäer haben hier eine wichtige Rolle zu spielen, beiden Supermächten klarzumachen, dass wir die Kooperation brauchen. Was kann denn die Welt gewinnen, mit einer Konfrontation? Das ist doch absurd angesichts von Klimakrise, Pandemien, Digitalisierung, künstlicher Intelligenz.
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