Eine Mutter sucht ihre Tochter, nachdem die vom Vater aus der Ukraine entführt wurde.
Kindesentführung im Ukrainekrieg:Nicht ohne ihre Tochter Eine Mutter sucht ihre Tochter, nachdem die vom Vater aus der Ukraine entführt wurde.An einem grau bewölkten Morgen im Mai hält Valeriia O. ein letztes Mal Ausschau nach dem Mann und dem Mädchen, denen sie seit zwei Jahren hinterherjagt. So lange hat sie ihren Ex-Freund und ihre gemeinsame Tochter gesucht, in der Ukraine, in Russland, in Deutschland. O.
Die Geschichte von Valeriia O. handelt von ihrer Suche nach der Tochter durch drei Länder – erst in der Ukraine, später in Russland, zuletzt in Deutschland. Es ist eine Geschichte darüber, wie diejenigen, die ihr eigentlich helfen sollen – die ukrainische Polizei und der Grenzschutz – erst zulassen, dass der Vater sich mit dem Kind versteckt und dann mit ihm das Land verlässt.
Als russische Truppen Tokmak am 26. Februar angreifen, flieht O. mit ihrem Lebensgefährten in ein Haus, das Freund:innen gehört. Zu siebt sind sie dort mit zwei Neugeborenen. Ein Foto zeigt Valeriia O. mit einem der Babys im Arm, sie lächelt in die Kamera. Meist verstecken sie sich im Keller, zwischen Gläsern mit eingekochtem Essen. Über sich hören sie, wie Ukrainer und Russen miteinander kämpfen, die Kalaschnikows, die Panzer.
Sie bittet den Vater damals, ihr die Tochter zurückzubringen. Der ignoriert sie, geht nicht ans Telefon. Er „hindert sie mit allen Mitteln daran, das Kind zu sehen“, schreibt das Bezirksgericht Saporischschja gut ein Jahr später, im April 2023, über diese Zeit in einem Urteil. Valeriia O. sucht in der ganzen Stadt nach ihrer Tochter. Sie erstattet Anzeige gegen den Vater. Die Polizei verpflichtet den Mann, sich regelmäßig zu melden.
Im November dann bekommt Valeriia O. eine ungeheuerliche Nachricht. Eine Person, die sie nicht kennt, ruft sie an. Ihr Kind sei in Russland, behauptet diese Person. „Das ist unmöglich, habe ich geantwortet. Meine Tochter ist in Charkiw, ich habe ein Papier von der Polizei“, sagt O. im März 2024 in Berlin, und immer noch, fast anderthalb Jahre später, kann man den Unglauben in ihrem Gesicht sehen. Die Person aus Russland schickt Beweise. O.
Der Ex-Freund von Valeriia O. ist kein russischer Beamter. Aber was er tut, folgt dem Muster der von Putins Regime organisierten Kindesentführungen. Er bringt die gemeinsame Tochter in ein Land, das die Mutter nur unter großer Gefahr betreten kann. Und er rechtfertigt das damit, das Kind zu schützen.Valeriia O. bittet das ukrainische Justizministerium um Hilfe.
Gefahr und Hilfe aus Russland Sie weiß, wie gefährlich das ist. In den Folterkammern der ehemals von Russland besetzten Gebiete sind Ukrainer:innen schon wegen ein paar Tattoos verschwunden. Valeriia O. beliefert Menschen an der Front mit Hilfsgütern. „Ich hatte riesige Angst“, sagt sie im März 2024 in Berlin und reißt die Augen weit auf. „Mir war klar: In Russland kann mir das Schlimmste passieren.
Und wieder hilft ihr jemand, den sie nicht kennt, jemand aus Russland. Im Januar 2024 erhält sie eine Nachricht auf Instagram. Darin steht eine deutsche Mobilnummer. Das sei die Nummer ihrer Tochter. Und: „Sie ist in Berlin“. Am richtigen Ort Im Januar 2024 treffen sich die beiden Frauen das erste Mal in Berlin. Valeriia O. erstattet Anzeige bei der Polizei in Berlin. „Verdacht Kindesentziehung“, steht auf dem Papier, Datum: 30. 1. 2024.
Valeriia O. lebt hier inzwischen seit drei Monaten. In einem Zimmer im ersten Stock. Die Wände sind leer, auf dem Bett liegt ihr Laptop, das ist ihr Büro. Sie schiebt gerade zwei neue Projekte an. In den Städten an der Front fehlen Seife und Shampoo. „Ich starte meinen Tag mit Arbeit, und ich beende ihn mit Arbeit“, sagt sie. Sie schreibt Mails an das Jugendamt und andere Behörden. Sie lässt sie im Internet vom Ukrainischen ins Deutsche und wieder zurück.
Klingt logisch, aber diese Aussage ist nicht ganz ehrlich. Wenn es darum geht, Abschiebungen, auch von Kindern, zu ermöglichen, dann diskutiert man in Deutschland und der Europäischen Union immer wieder, ob manche Gebiete in gefährlichen Ländern wie Syrien nicht doch sicherer sind als andere.
Dann scheint es für Valeriia O. endlich besser zu laufen. Das Jugendamt nimmt dem Vater das Mädchen weg und gibt es in eine deutsche Pflegefamilie. Eine solche Inobhutnahme können die Ämter veranlassen, wenn es Hinweise auf eine Gefährdung des Kindeswohls gibt. Das vermindert die Gefahr, dass O.s Ex-Freund sich mit seiner Tochter in ein neues Land absetzt. Und noch etwas veranlasst das Jugendamt: Valeriia O. darf ihr Kind zum ersten Mal sehen. Nach zwei Jahren.
„Ich suche seit zwei Jahren nach meiner Tochter, ich habe mein Leben riskiert, als ich nach Russland geflogen bin. Ich bin nach Deutschland gekommen, habe mein Leben geändert“ Valeriia O. sieht ihr Kind weiterhin einmal in der Woche, immer noch unter Aufsicht. Knapp zwei Stunden ist sie zu diesen Treffen mit der Bahn unterwegs. Sie fädelt mit ihrer Tochter Perlen und Papierrosen auf einen Haarreif. Die beiden kleben sich Glitzersteinchen ins Gesicht. Fotos zeigen sie Arm in Arm, sie lachen, küssen sich. Einmal fährt O. zum verabredeten Termin, aber ihre Tochter ist nicht da. Es gab wohl ein Missverständnis bei der Planung.
Valeriia O.s Tochter sagt ganz am Anfang aus, nur kurz. Ihr Verfahrensbeistand, ihr Anwalt, ist bei ihr. Er wird in dem Saal bleiben, den das Mädchen nach kurzer Zeit wieder verlässt. Mitarbeiter des Jugendamtes und Justizbeamte bringen sie in einen sicheren Raum im Gericht.
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