Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer hat sich im Jahr des Ukraine-Krieges verfünffacht. Wer wäre noch bereit, im Ernstfall zu kämpfen?
Noch hat sich der Krieg in der Ukraine nicht auf Nato-Gebiet ausgedehnt. Noch ist das ein gruseliges Gedankenspiel – was wäre, wenn? Aber seit der erste so gut wie live aus den sozialen Medien übertragene Krieg mit allen entsetzlichen Details in jedermanns Hosentasche eingezogen ist, hat er sich längst auch eingenistet. Plötzlich war auch der eigene innere Friede in Gefahr. Es war wieder nötig, die eigene Haltung zum Krieg zu überdenken.
Aber stimmt das? In Deutschland ist das Recht, den Dienst an der Waffe zu verweigern, älter als die Bundeswehr. Andererseits kann man in Deutschland noch minderjährig in die Armee eintreten – noch bevor einen der Staat für fähig hält, überhaupt wählen zu können. Am Ende entscheidet in diesem Land aber gar kein Dienstherr darüber, ob man selbst zur Waffe greift – sondern nur das eigene Gewissen. Grundgesetzt Artikel 4, Absatz 3.
Bleiben noch 30 Prozent Steigerung bei der aktiven Truppe. „Aber von welcher absoluten Zahl?“, fragt Gronimus. Man müsse die Relation sehen: nur gut 230 Verweigerungen bei 183.000 Bundeswehrangehörigen, da sei es unter dem akuten Eindruck des Ukraine-Kriegs „eher ein Wunder, dass es nicht mehr sind.“Das Recht, den Dienst an der Waffe zu verweigern gibt es seit 1949 – es ist damit älter als die Bundeswehr, die erst 1955 gegründet wurde.
Gronimus ist schon so lange dabei, er kennt jede Welle von Verweigerungen. Er würde im Einzelfall niemandem sein Gewissen absprechen wollen, aber in Summe stellte er Muster fest, statistische Häufungen. Auffällig war, dass sich das Gewissen der Soldaten in der Vergangenheit häufig kurz nach dem Ende einer Berufsausbildung meldete. Vor allem in Berufen, die im zivilen Leben gut bezahlt wurden: „Die Lufthansa bezahlte Piloten besser als die Bundeswehr.
Wolfgang Burggraf von der Evangelischen Friedensarbeit in Bonn spricht zurzeit jede Woche im Durchschnitt mit rund fünf Verweigerern, etwa einmal in der Woche hat er jemanden von der Bundeswehr in der Leitung. Der Friedensdienst berät seit Jahrzehnten zu Kriegsdienstverweigerungen, Burggraf selbst macht es im achten Jahr. 2022 hatte er sie alle am Telefon, verunsicherte Männer aus der Bevölkerung und besorgte Eltern von Teenagern mit Panik in der Stimme.
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