Lothar Walsdorf war Museumsgehilfe, Hilfsrestaurator, Wasseruhrenableser, Fensterputzer. Und ein Dichter in der DDR, den es wiederzuentdecken gilt.
Jesus-Darsteller war er trotzdem nie: der Dichter Lothar Walsdorf fotografiert von Roger Melis Foto: Roger Melis
Der Brief ist aus Bautzen an einen gegangen, der Ende der 70-er Jahre als gestandener Schriftsteller gelten darf, der sich allerdings mit guten Gründen aus der offiziellen DDR-Kulturpolitik zurückgezogen hat und zu einem unsicheren Kantonisten geworden ist, der sich den Mythen und der Romantik zugewandt hat: Franz Fühmann.
Der in Zittau geborene Walsdorf ist Halbwaise, mit Mutter und Großmutter in einem Dorf bei Bautzen aufgewachsen. Sein erstes Gedicht ist auf den November 1961 datiert und formuliert einen Berufswunsch: „Gagarin und Titow/ das ist mein Fall,/ die flogen durchs Weltenall.“ Walsdorf verspricht zu lernen, denn er möchte nicht weniger als den Kosmos besiegen.
Dem Erwachsenwerden nicht entkommen Lothar Walsdorf ist dem Erwachsenwerden nicht entgangen, auch wenn sich seine überlieferte Biographie wie die eines Hakenschlagens liest. Aus dem Kinderheim ist er ausgerissen und in eines für Schwererziehbare gekommen, bis 1967 hat der Waldjunge Walsdorf mehrere Heime durchlaufen. Rastlosigkeit wird Grundzug nicht nur seiner Texte bleiben.
Wovon lebt so einer? Interessant sind die Berufe, die in diesen Gedichten und ihrem Nachfolger, dem 1982 erschienenen Kinderbuch „Grün weht der Lärm ins Land“ auftauchen. Es sind: der Schneidermeister, die Näherin, der Grünwarenhändler, die Verkäuferin, der Glaser, der Fensterputzer, die Tapezierer, die Waldarbeiter. Das Buch, freigegeben ab 8 Jahre, taugt nur bedingt zur anständigen Berufswahl und Lebensplanung.
Kaum hat Walsdorf das Geld vom Radio in der Tasche, zieht es ihn fort. Walsdorf muss nicht mehr trampen, er fliegt nach Mexiko oder Kurdistan
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