Mariana Enriquez gilt als Nachfolgerin der magischen Realisten. Jetzt verwandelt sie Episoden der argentinischen Vergangenheit in einen Genreroman: Ist Horror der richtige Rahmen für Zeitgeschichte?
hätte man den Kontinent womöglich aus den Augen verloren. Natürlich wird immer mal wieder eine"neue Generation" ausgerufen, werden Nachfolger präsentiert - was man erst mal mit Skepsis entgegennimmt.
Eines der sechs Kapitel schildert die Entdeckung eines solchen Grabes im Jahr 1993."Der Schacht von Zañartú" ist vorgeblich eine Reportage einer Olga Gallardo. Die Leichen stammen von einem Massaker an einer Widerstandsgruppe, aber nicht nur. Offenbar hat der Orden eigene Opfer unauffällig verschwinden lassen.
Die Autorin arbeitet mit Perspektivenwechseln und Zeitsprüngen, ein solcherart konzipiertes Werk kann schlechterdings nicht perfekt funktionieren, es gibt Längen und Unwuchten, aber der Gesamteindruck bleibt überwältigend - nicht zuletzt durch die sinnliche Prosa, die auch vor Schmerzpunkten nicht zurückweicht. Die Übersetzerinnen haben das Funkeln dieses Textes im Deutschen erhalten.
Hat er auch. Bis der Junge entdeckt, was sich hinter seinen Visionen und Anfällen verbirgt, bis er das sonderbare Verhalten seines Vaters begreift, den er fürchtet, hasst und liebt, vergehen viele hundert Seiten.