Benjamin Ziemanns Buch über Martin Niemöller beschreibt dessen Weg vom kaisertreuen Soldaten zum Theologen, vom Anhänger Hitlers zum Hitler-Gegner im KZ. Vieles an Niemöllers Denken ist doppelbödig, auch sein Blick auf Juden. Rezension
Er stammte aus einer westfälischen Bauernfamilie, der Vater war protestantischer Pfarrer in Lippstadt, dominiert wurde seine spartanische Kinder- und Jugendzeit von einem militaristisch-völkischen Lebensgefühl, der Ergebenheit des imperialen Wilhelminismus galt alles. 1910 trat er in die Marine ein, ein Kreis von militanten Offiziersanwärtern, seine"Crew", sollte ihn zeitlebens begleiten.
Damit meinte er, dass ein protestantischer Pfarrer auch Dienst an der Nation leisten könne. Doch hinter seiner Entscheidung für den Wechsel zur Theologie stand der Plan, als Pfarrer über ein gesichertes Einkommen zu verfügen. Bis 1932 blieb er dem nationalprotestantischen Milieu im Umfeld der antisemitischen DNVP treu.Benjamin Ziemann: Martin Niemöller. Ein Leben in Opposition. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2019. 637 Seiten, 39 Euro. E-Book: 35,99 Euro.
Sein Forum war die Jungreformatorische Bewegung, die zwar zusammen mit den Deutschen Christen den NS-Staat bejahte, gleichzeitig aber deren Usurpation der Macht in der Kirche anprangerte. Niemöllers Haltung blieb ambivalent, da er hoffte, die Dynamik der Machtergreifung zu einer Reform der Kirche zu nutzen, auch im Sinne einer nationalen Wiedergeburt.
Seinen rassistischen Antisemitismus mochte er wohl aufgegeben haben, seine gesellschaftlich-kulturelle Judenfeindschaft blieb erhalten . So attestiert ihm Ziemann Ambivalenzen im Umgang mit dem NS-System und der Reichskirche bei einer"ungebrochenen nationalprotestantischen Grundhaltung".Als der neu eingesetzte Reichsbischof Ludwig Müller im Januar 1934 alle kirchenpolitischen Aktionen untersagte, widersetzte sich Niemöller diesem staatlichen Übergriff.
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