Mein Vater, der rechtsradikale Terrorist: Wie Traudl Bünger ein Familiengeheimnis lüftet

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Im Südtirol-Konflikt verübten Anfang der 60er Jahre auch westdeutsche Studenten Anschläge. Einer von ihnen: Heinrich Bünger. Seine Tochter hat sich auf Spurensuche begeben.

Es ist Zeit, dachte Traudl Bünger. Jetzt würde sie ihren Vater zur Rede stellen. Sie stieg auf den Dachboden. Einfach würde es nicht werden, das wusste sie.

Ich suche nach einer schönen Erinnerung an meinen Vater. Ich weiß, dass es sie gibt. Doch ich finde sie nicht.Heinrich Bünger wurde nicht verurteilt für eine Serie von Bombenanschlägen in Italien, an denen er 1962 beteiligt gewesen war und die ein Todesopfer gefordert hatten. Zeit seines Lebens zeigte Heinrich Bünger, auf diese Tat angesprochen, ein rätselhaftes Lächeln, aber sagen würde er nichts.

Aktivisten vom Befreiungsausschuss Südtirol verübten 1961 zahlreiche Sprengstoffanschläge in Südtirol. Im Juni des Jahres gipfelten diese Aktionen in der „Feuernacht“, in der 37 Strommasten gesprengt wurden.Ein Geheimnis zu hüten, ist eine gefährliche Sache. Sein Schatten legt sich auf Familie und Nachkommen, bis diese es nicht mehr aushalten. Man spürt etwas, und weiß nicht, was. Manche zerbrechen daran.

Heinrich Bünger war wie sein Bruder aktives Mitglied des rechtsradikalen Bundes Nationaler Studenten gewesen, einer Kaderschmiede für spätere Parteigründungen wie die NPD. 1961 wurde der BNS verboten. Als die Bünger-Brüder im Oktober 1962 ein Auto bestiegen, um getarnt als Touristen in die Alpen zu fahren, gärte der Konflikt um Südtirol bereits seit einiger Zeit, eine politische Lösung war nicht in Sicht.gewesen.

Jedenfalls wird ein erster Sprengsatz in der Gepäckaufbewahrung des Bahnhofs von Verona deponiert. Am selben Tag geht es weiter nach Trient, wo eine zweite Bombe scharf gemacht und in einer Reisetasche versteckt am Bahnhof abgegeben wird. Die dritte Sprengladung platzieren die vier jungen Männer in Bozen. Sie wird später an einer Schule entdeckt. Was auch die Terroristen überraschte.

Zu dieser Härte gehört auch ein Satz, den Bünger zu Beginn ihres Buches notiert. Sie suche „nach einer schönen Erinnerung“ an ihren Vater, schreibt sie. „Ich weiß, dass es sie gibt. Doch ich finde sie nicht.“ Albert Norden, Oberstaatsanwalt der DDR, verkündet im Dezember 1963 öffentlich, dass ein gewisser „Willi Bünger, alias ,Franz‘ die Sprengkörper komplettierte und legen half.“ Heinrich Bünger war aufgeflogen.

Traudl Bünger wird in dieser Antwort später die ihr wohlvertraute gelegentliche Spitzfindigkeit ihres Vaters wiedererkennen, die ihre Kindheit geprägt hat. Bünger kannte den Komplizen nur deshalb „nicht persönlich“, weil er ihm damals unter seinem Decknamen begegnet war.Bis 1981 wird sich das Verfahren gegen ihn und weitere Verdächtige hinziehen, dann ergebnislos eingestellt werden.

„Der Konflikt war gar nicht zu umgehen“, sagt sie. Eine Kindheit an der Seite eines Holocaust-Leugners ließ sie gleichzeitig in zwei Sphären leben. Da war einerseits der breite „Nie wieder“-Konsens in den 80er Jahren, der sich durch die Lehrpläne der Schulen zog. Andererseits war es ihr nicht möglich, erzählt sie, diesen Konsens zu leben, ohne dass dieser Schritt zuhause für Unfrieden gesorgt hätte. „Dafür gab es keine Lösung.

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