Tiefpunkt in der Geschichte der Bundesrepublik? Im Gegenteil! Am Freitag wurde im Bundestag echte Demokratie und Streitkultur gelebt. Ein Kommentar.
Als ich las, dass sich auch noch die Kirche in die Merz-Migrations-AfD-Debatte eingemischt hat, musste ich an einen Abend im vergangenen Sommer denken. Ich war im Urlaub, im Nachbarort fand eine Veranstaltung statt. Das Thema: die
Im letzten Sommer, bei der AfD-Diskussion in Mecklenburg-Vorpommern, war mir eher das unangenehm. Die Abgrenzung, das Verteufeln, die Angst, mit Rechten gemeinsame Sache zu machen, wenn man die gleichen Probleme anspricht wie sie. Es ist das gleiche Dilemma, das man in der vergangenen Woche im Bundestag bei den beiden Debatten beobachten konnte, die jetzt als „historisch“ bezeichnet werden. Und in all den Talkhows, Interviews, Diskussionen und Parteiaustritten drumherum.
Trotzdem habe ich mir fast die gesamte Debatte von Freitag im Bundestag angesehen. Ich glaube, das habe ich noch nie gemacht, eine ganze Debatte schauen. Aber diese war anders, weil endlich einmal vor vollem Haus diskutiert und gestritten wurde, weil sich Parteimitglieder dem Fraktionszwang entzogen haben, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Abstimmung ausgeht. Es war so, wie ich mir damals, nach dem Ende der DDR, die Demokratie vorgestellt habe.
Das sagte er wirklich. Ich habe ihn sofort gegoogelt. Er kommt aus Nürnberg und hatte offensichtlich noch nie davon gehört, dass Abtreibung in der DDR seit 1972 legal war und Homosexualität seit 1968. Eine Frau sagte später zu ihrem Mann: Hast du das gehört, der hat doch keine Ahnung.
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