Mehrere Frauen werfen einem Berliner Rabbiner sexuelle Übergriffe vor. Seine Taten soll er mit erfundenen religiösen Vorschriften begründet haben.
MeToo-Skandal in der Jüdischen Gemeinde:Keine höhere Macht Am 16. Juni öffnet Chaja Abramova auf ihrem Handy einen Artikel, der ihr Leben verändern wird. Eine Freundin hat ihn ihr am Vortag geschickt. Bisher weiß sie nur, dass es darin um Reuven Y. geht, den Rabbiner, in dessen Synagoge sie beten gegangen ist, bis diese Ende Mai plötzlich geschlossen wurde.
Am 18. Juli entschied das Beit Din, ein jüdisches Schiedsgericht zu religiösen Fragen, das von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland einberufen wurde, dass Reuven Y. nicht geeignet sei, ein Rabbineramt auszuüben. Nach Informationen der taz hatte das Beit Din, dessen Urteile in Deutschland keine rechtliche Wirkung haben, zuvor die Aussagen von mehr als 15 Frauen, die Y. belasteten, sowie von Y. selbst gehört. Der taz liegen Notizen aus diesen Vernehmungen vor.
Dass die Vorwürfe nun öffentlich werden, liegt maßgeblich an Elena Eyngorn, seit vielen Jahren Mitglied der Jüdischen Gemeinde Berlin. Sie habe Y. schon lange gekannt, sagt sie im Gespräch mit der taz, unter anderem habe er die Beschneidung ihres Sohns durchgeführt. Anfang des Jahres habe sie ihn als Redner für eine jüdische Konferenz empfohlen, die Ende März in Berlin stattfand.
Abramova schildert, wie Y. damals über Stunden ihren Körper bearbeitet habe, erst unverfängliche Stellen, dann habe er sie nach und nach überredet, ihre Kleidung auszuziehen, weil er sonst die Energiepunkte nicht erreichen könne. Sieben oder acht Stunden habe die „Behandlung“ insgesamt gedauert, sagt sie. „Am Ende hat er gesagt: Der letzte Punkt, den ich erreichen muss, um deine Behandlung abzuschließen, befindet sich innerhalb deines Körpers.
Die Geschichten wiederholen sich Heute ist es Chaja Abramova unangenehm, dass sie ihm diese Geschichten geglaubt hat. „Er hat mir immer wieder große Angst gemacht“, sagt sie. In dieser Zeit seien viele seltsame Sachen in ihrem Leben passiert: Wichtige Dinge verschwanden plötzlich, Y. habe ihr erklärt, wenn sie wieder mit ihm schlafe, könne er sie aufspüren, was er dann auch tat.
Die Geschichten von den blockierten Energien, der Energiepunkt-Massage und dem heilenden Samen wiederholen sich, es geht um „Heiltherapiesitzungen“ oder „therapeutische Behandlungen“. Ebenso wie die angeblichen jüdischen Vorschriften, mit denen Y. sein Verhalten als moralisch und religiös nicht nur unproblematisch, sondern sogar geboten dargestellt habe.
Kurz: Ein Rabbiner hat eine Vorbildfunktion. Das Verhalten, dass Reuven Y. vorgeworfen wird, verstößt massiv gegen jüdische Vorschriften. Orthodoxen Jüdinnen und Juden ist es verboten, dass sich Männer und Frauen, die nicht verheiratet sind, auch nur die Hand geben oder sich zu zweit in einem geschlossenen Raum aufhalten.
Bei dem anderen Mal geht es um einen Fall im Jüdischen Museum Berlin im Jahr 2014. Reuven Y., der dort an einer Ausstellung mitwirkte, soll zwei der Mitarbeiterinnen des Museums belästigt haben. Gegenüber der taz bestätigte eine Sprecherin des Museums, es habe damals zwei Beschwerden gegeben. Eine der Frauen habe sich explizit vertraulich an eine Kollegin gewandt, eine andere Beschwerde bei ihrem direkten Vorgesetzten eingelegt.
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