Immer mehr Geflüchtete kommen über die Oder nach Deutschland − durch Kriegsrussland, Belarus und Polen. Wie funktioniert diese „Ostroute“? 👉
Migration auf dem Landweg:Der lange Weg zur Oder Fünf Männer laufen über die Oderbrücke. Vom polnischen Słubice ins deutsche Frankfurt. Wie auf einer unsichtbaren Linie, mit ein paar Metern Abstand. Sie gehen nicht besonders schnell, nicht besonders langsam. Mit gesenktem Blick und hängenden Schultern. Hinter ihnen raucht ein Mann und filmt mit Handy, wie die fünf in die deutsche Polizeikontrolle laufen.
Tendenz steigend: Mitte Mai meldete die Bundespolizei allein im Stadtgebiet Frankfurt 200 Einreisen in einer Woche. Unter denen, die kamen, waren auch Aadil Habibullah, Isaad Qurban und Musa Rahimi. Ihre Namen sind geändert, weil sie Nachteile im laufenden Asylverfahren befürchten. Die drei Afghanen, alle Mitte 20, kennen einander nicht. Aber ihre Geschichten folgen einem ähnlichen Weg.
Er zeigt Handybilder vom Tag des Anschlags und seiner Geheimschule: Etwa 50 Jugendliche sitzen gedrängt auf dem Boden. „Wir lernten zusammen, hoffnungsvolle Personen zu bleiben“, sagt Isaad und lächelt auch jetzt zuversichtlich. Da muss Isaad gerade in Russland, an seiner Universität in Belgorod angekommen sein. Dort, von wo aus seit eineinhalb Jahren die Ukraine beschossen wird, trifft er auf den Krieg: „Plötzlich gab es Alarm und Explosionen, das war heftig.“ Isaad sah zu, dass er wegkam.Seit April 2023 nimmt Brandenburgs Zentrale Ausländerbehörde täglich eine wachsende Zahl von Menschen an ihren Erstaufnahmestandorten in Frankfurt , Eisenhüttenstadt und Wünsdorf auf. 2.
Vor dem Grenzübertritt ins Niemandsland, berichten alle drei, machten ihnen Uniformierte mit Schlägen und Tritten deutlich, dass sie bloß nicht nach Belarus zurückkehren sollten. Aadil zeigt Fotos von Blutergüssen. Musa schaut betreten zu Boden, die Schläge sind ihm peinlich. Um den Grenzschützern zu entgehen, muss es hinter dem Zaun schnell gehen. Ohne Rücksicht auf Müdigkeit oder Verletzungen in den Wald rennen − im „Dschungel“, wie ihn Geflüchtete nennen, verstecken. Nachts Ortschaften erreichen, um Handys aufzuladen, Fahrer zu kontaktieren und weiter gen Westen gebracht zu werden.
Wenn Flüchtende schließlich die deutsche Bundespolizei erreichen, haben sie es geschafft. Sie darf zwar anhalten, kontrollieren, befragen und zur Registrierung bringen. Die direkte Zurückweisung nach Polen ist aber nicht erlaubt Vielmehr geht die Bundespolizei gegen Schleusernetzwerke vor. Mit polnischen Kolleg:innen nehmen sie nahezu täglich Verdächtige fest. Manche solcher Fahrer posten Übergabevideos in Socialmedia-Kanälen, um ihren „Service“ zu bewerben. Die Profile führen zu Chats und Fahrerkontakten. Die Netzwerke dahinter sind aber kaum zu erreichen, auch Flüchtende haben nur mit den Ausführenden zu tun.
Im Dunkeln geht sie nicht mehr raus Eine davon ist Regina, die ehrenamtlich Schülernachhilfe anbietet und in einem der Wohntürme lebt. Ihren Nachnamen möchte sie nicht veröffentlicht sehen. „Die Polizei ist oft da, im Dunkeln gehe ich nicht mehr raus“, sagt sie. Etwa eine Schlägerei pro Monat gebe es in ihrem Block. Andererseits: „Viele sind auch freundlich und hilfsbereit.“ Sie lerne viel, zum Beispiel über den Islam.
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