In ihrer Jugend prallten Realitäten aufeinander. Suchend schreibt Elisabeth Wellershaus nun über Identitäten in „Wo die Fremde beginnt“.
„Zunächst waren es Vögel, die ich während der Pandemie neu entdeckte. Nebelkrähen, die sich mit Elstern anlegten, weil sie um Brutreviere kämpften. Mauersegler, die aus dem Süden zurückkamen und sich in den Ritzen des Hauses gegenüber einnisteten. Winzige Bewegungen, die vor meinem Fenster stattfanden, die vorbeizogen und flüchtig blieben“, schreibt Elisabeth Wellershaus.
Dass diese nicht so einfach zu definieren ist, lässt bereits der Untertitel erahnen: „Über Identität in der fragilen Gegenwart“. Wie fragil diese Gegenwart aktuell ist, lässt sich nicht bloß an medialen Debatten ablesen. Auch in den Alltagsbegegnungen erleben viele, wie fragil, ja gar zerbrechlich die Gesellschaft mit ihren ganzen individuellen Identitäten ist.
1974 in Hamburg geboren, wuchs Wellershaus im bürgerlichen Stadtteil Volksdorf mit ihrer Mutter und bei den Großeltern lebend auf. Unterbrochen wird der Hamburger Alltag von sommerlichen Besuchen an der spanischen Costa del Sol, wo der aus Äquatorialguinea geflohene Vater bis heute lebt. In Volksdorf wiederum gelten sie und die Mutter als unkonventionell. Abgefedert wird das vermeintliche Anderssein dort von den Großeltern, denn „mit den beiden Alteingesessenen hatten wir das Ideal der heilen Kleinfamilie auf verschobene Weise erfüllt“. Nach deren Tod beginnen Wellershaus’ Anpassungsversuche, um dort, wo ihr andere stets Fremdsein zuschreiben, nicht aufzufallen.„Verbindungen und Knoten entwirren, die meinen eigenen Alltag ausmachten“, wollte sie, so steht es im Buch.
Sehnsucht nach Verbundenheit Beim Thema Vögel wirkt Wellershaus enthusiastisch. Das Beobachten der geflügelten Stadtbewohner ist inzwischen eine Leidenschaft innerhalb ihrer Familie. Begeistert erzählt sie von Dara McAnulty und seinem „Tagebuch eines jungen Naturforschers“. Der 19-jährige Umweltaktivist aus Irland, dessen Spitzname lon dubh, zu Deutsch Amsel, ist, gewährt in seinem Buch einen ganz eigenen Blick auf die Welt, ist McAnulty doch Autist.
Was in ihren Worten aber immer mitschwingt, ist der Wunsch nach Verbundenheit – eine allgemeingültige Sehnsucht, die nicht selten in identitätspolitischen Debatten häufig kritisierten Kollektivzugehörigkeiten mündet. Wellershaus weiß um die Problematik hinter identitären Zuschreibungen, beobachtet, wie die damit einhergehende Abgrenzung uns isoliert.
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