SPD-Politiker Markus Meckel, von 1990 DDR-Außenminister und bis 2009 MdB, hat im DWInterview eine Überprüfung der Bezahlung mosambikanischer Vertragsarbeiter gefordert. Er sehe die Bundesregierung in der moralischen Pflicht, das Thema neu aufzurollen
Im Februar 1979 schlossen die Deutsche Demokratische Republik und die Volksrepublik Mosambik ein Freundschaftsabkommen. Etwa 20.000 mosambikanische Vertragsarbeiter kamen daraufhin in die DDR. Sie gingen zwar arbeiten, erhielten aber nicht den vollen Arbeitslohn: Ein Teil der Bezahlung wurde einbehalten für Sozialabgaben und die Begleichung von Schulden des mosambikanischen Staates.
Meckel hat als Außenminister der DDR miterlebt, wie zahlreiche staatseigene Betriebe ausländische Vertragsarbeiter entlassen haben. Die meisten der 15.000 mosambikanischen Vertragsarbeiter, die damals in der DDR lebten, kehrten in ihre Heimat zurück. Bis heute demonstrieren einige von ihnen jede Woche, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. In Mosambik werden sie"madgermanes" genannt, in Anlehnung an das Export-Siegel"Made in Germany".
"Die Außenhandelsbank gibt es nicht mehr. Aber es müssten trotzdem die Unterlagen noch vorhanden sein, in denen detailliert aufgeführt ist, wieviel jeder einzelne mosambikanische Vertragsarbeiter damals - egal ob Sozialversicherungsbeträge oder Lohn - transferiert hat", erläutert Ralf Straßburg, der damals im Sekretariat für Arbeit und Löhne der DDR für die mosambikanischen Arbeiter verantwortlich war.
Nach Berechnungen des BMZ sind insgesamt etwa 93 Millionen US-Dollar abgezogen worden . Das entspricht durchschnittlich etwa 4.500 Dollar für jeden der etwa 20.000 Mosambikaner, die in der DDR gearbeitet haben.Der Anhang des Freundschaftsabkommens von 1979, in dem der Einsatz der Vertragsarbeiter geregelt war, ist jahrelang nicht veröffentlicht worden, so dass viele Mosambikaner über seinen Inhalt und den zweck der Transfers nicht Bescheid wussten.
Meckel sieht neben der mosambikanischen auch die deutsche Regierung in der moralischen Pflicht, den Fall der Vertragsarbeiter neu aufzurollen und gegebenenfalls nachzubessern. Falls die Bundesregierung sich der Sache annimmt, könnte Mosambik nur der Anfang sein. Denn auch mit Angola, Äthiopien, Jemen, Kuba und Vietnam schloss die DDR ähnliche Verträge.
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