Kipppunkte? Die einen kriegen Schnappatmung, die anderen zucken mit den Schultern. Zeit, kritisch hinzuschauen. Ein Essay.
Piero CRUCIATTI/AFP. Als Schriftsteller, der in selbstironischer Absicht den „Klimaversteher“ geben möchte, fasziniert mich das Kipppunkt-Thema, weil hier in einer Gemengelage aus Befürchtungen und Sprache ein zentraler Begriff von Klimadiskussionen entstanden ist . Was die Angelegenheit zusätzlich verkompliziert, sind die Fakten, die es verbieten, die Sache einfach vom Tisch zu wischen.
Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sich das System nicht allmählich, sondern schlagartig verändert, an dem es „kippt“ – meist, indem ein Element der Nahrungskette verschwindet und dadurch das ganze System zusammenbricht. Diese sogenannte „Nicht-Linearität“ ist ein gesichertes Phänomen, das auch in der Physik bekannt ist und dort beforscht wird. Der Kipppunkt ist also sowohl wissenschaftlich als auch im Alltagsbewusstsein verankert.
Klima-Kipppunkte hingegen haben kein Happy End – was allein wegen der Zeiträume, in denen sich Klimaprozesse abspielen, vollkommen plausibel ist. Wenn es schon Jahrzehnte dauert, bis ein Kipppunkt erreicht ist, wird es lebensfremd, Betrachtungen darüber anzustellen, wie lange es dauert, bis das System „geheilt“ ist, und ob dies überhaupt möglich ist.
So stehen die Kippelemente etwas verloren in der Klimawissenschaft herum, und alles, wozu sie gut sind: für aufgeregte, katastrophistische Klimadebatten. Da sind die Kipppunkte ein tolles Requisit für die Gespensterbahn, in der sich das Publikum gruseln soll.Deshalb: Ruhe bewahren. Wenn die Erderwärmung von der etablierten Klimawissenschaft als lineares Geschehen verstanden wird, sollte die Öffentlichkeit sie nicht als ein nichtlineares Geschehen fürchten.
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