Pflegenotstand: Dieser Begriff ist so präsent, dass man fast Gefahr läuft, den Zustand als normal abzuhaken. Aber dahinter verbergen sich fast immer menschliche Schicksale.
Fürstenfeldbruck – Die Haustür öffnet sich automatisch, die Wohnungstür dahinter ebenfalls. Mariele W. kann den Türöffner vom Bett aus bedienen. Man betritt einen halbdunklen Flur und schaut direkt in ein kleines Zimmer. Zwei Betten stehen hier. Dazwischen ist gerade genug Platz für einen Rollator und einen kleinen Tisch.In den Betten liegen Mariele W. und ihre Tochter Vera. Sie liegen hier den ganzen Tag.
Bis vor wenigen Wochen war noch alles anders. Mariele W. konnte ihre behinderte Tochter selbst versorgen. Doch nun nehmen die gesundheitlichen Probleme der 86-Jährigen überhand. Sie hat ein offenes Bein, Herzbeschwerden, Atemnot, Osteoporose. Vor kurzem musste sie ins Krankenhaus. Die Tochter durfte mit, weil sie nicht allein bleiben konnte. Und weil sich so schnell kein Kurzzeit-Pflegeplatz fand. Außerdem hatte sie Angst um ihre Mutter.
Kurz vor Ostern wurden die Frauen aus der Klinik entlassen. Es hieß, zu Hause werde ein ambulanter Pflegedienst die Versorgung übernehmen. Doch dort winkte man ab: Personalmangel. Der Pflegeaufwand für Mutter und Tochter sei viel zu hoch, man könne ihn mit den vorhandenen Mitarbeitenden nicht bewältigen. Als Alternative bot die Klinik an, stationäre Pflegeplätze zu besorgen – in verschiedenen Heimen.
Die Heimatzeitung, die Mariele W. ihr ganzes Leben lang gelesen hat, musste sie abbestellen. Sie kommt nicht mehr vor die Tür, um die Zeitung aus dem Briefkasten zu nehmen.In der Wohnung kann sich die 86-Jährige mühsam mit dem Rollator fortbewegen. Die paar Schritte zur Küche, die paar Schritte ins Bad. Sie kann ihre Tochter noch beim Nötigsten unterstützen, aber ihr vom Bett in den Rollstuhl helfen – das schafft sie nicht mehr. Vera W.
Das muss reichen. Wer weiß, wann die Bekannte das nächste Mal Essen vorbeibringt. „Wir suchen dringend eine Rund-um-die-Uhr-Pflege“, sagen die beiden Frauen. Zu ihrem Haus gehört eine Wohnung, die gerade renoviert wird. Dort könnte eine Pflegekraft einziehen – wenn sich nur eine finden würde.
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