Prozess gegen mutmaßlichen KZ-Wachmann: 101 Zeichen der Schuld

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In Brandenburg muss die Justiz am Dienstag ihr Urteil über einen alten Mannes fällen. Josef S. ist der Beihilfe zum Mord im KZ Sachsenhausen angeklagt​.

Prozess gegen mutmaßlichen KZ-Wachmann:101 Zeichen der Schuld Der dreigeschossige Turm ist quadratisch und besitzt im obersten Stockwerk auf einer Seite eine Art überdachte Veranda, die einen weiten Blick in das Lager ermöglicht, das sich hier auf topfebenem Gelände befand. Das massive Bauwerk ist in eine schnurgerade, etwa drei Meter hohe Mauer eingefasst, die sich wie ein Dreieck um den Innenraum herumzieht.

KZ-Sekretärin vor GerichtAls Schreibkraft schuldig? Parallel zu dem Verfahren in Brandenburg an der Havel läuft seit Ende September 2021 ein weiterer Prozess gegen eine KZ-Bedienstete. Angeklagt vor dem Landgericht Itzehoe ist die frühere KZ-Sekretärin Irmgard F. Die 97-jährige wird der Beihilfe zum Mord in mehr als elftausend Fällen beschuldigt, begangen im KZ Stutthof. F. arbeitete dort von 1943 bis 1945 als Stenotypistin und Schreibkraft der Kommandantur.

Das herauszufinden ist wohl nicht mehr möglich. Denn dieser Josef S., 101 Jahre alt, sagt dazu nichts in der zum Gerichtsaal umgebauten Sporthalle am Rande von Brandenburg an der Havel. Dort ist S. vor dem Landgericht Neuruppin der Beihilfe zum Mord angeklagt, begangen an mindestens 3.518 Menschen. Das Gericht tagt in der Stadt Brandenburg, damit der Angeklagte es nicht so weit von seinem Wohnort bis zu seinem Prozess hat. Josef S. Ist nur eingeschränkt verhandlungsfähig.

Die Verteidigung hingegen plädiert auf Freispruch. an diesem Montag. Dem 101-Jährigen hätten im Prozess keine konkreten Taten der Beihilfe zum Mord an Tausenden Lagerhäftlingen nachgewiesen werden können, sagte Verteidiger Stefan Waterkamp am Montag in seinem Plädoyer. Über Jahrzehnte hinweg konnten Männer wie Josef S. unbehelligt durch die Maschen der bundesdeutschen Justiz schlüpfen. Diese waren weit geknüpft, denn verurteilt konnte nur werden, wem ein individuelles Tötungsverbrechen nachgewiesen werden konnte.

Dazu hatte die SS dort eine Mordmaschine mit dem Namen „Genickschussanlage“ installiert, wo die Gefangenen von in weißen Ärztekitteln getarnten Männern in Empfang genommen wurden, um vorgeblich ihre Körpergröße zu messen. Doch hinter einem Schlitz in der Wand lauerten andere SS-Männer, die den ahnungslosen Menschen in den Hinterkopf schossen. Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende kamen ums Leben.

Die Version des Angeklagten Der Angeklagte hat die Angaben des Gutachters in seinem Prozess nicht bestritten. Er hat überhaupt nichts dazu gesagt. Denn nach seiner Erzählung hat er mit den Taten im KZ nichts zu tun. Er sei nämlich niemals dort gewesen. Denn dem Gericht liegen umfangreiche Indizien für Josef S.’ Tätigkeit als Wachmann in Sachsenhausen vor. Dazu zählen Dokumente mit den Listen von unterschiedlichen SS-Kompanien, in denen sein Name, versehen mit seinem Geburtsdatum und -Ort, genannt wird. Zuletzt, ab 1944, war S. demnach im Rang eines Rottenführers eingesetzt, dem höchsten Mannschaftsgrad in der SS, wurde also sogar befördert. Es gibt Schreiben der Einwandererzentralstelle.

Am allerersten Prozesstag im Oktober vergangenen Jahres, als Oberstaatsanwalt Klement seine Anklage vorträgt, steht nicht nur der Angeklagte im Mittelpunkt. Nahe an einer der Wände der Sporthalle, etwa 30 Meter von Josef S. entfernt, sitzt ein schmaler Mann in Anzug und Krawatte in einem Rollstuhl. Die Reporter umringen ihn kurz vor dem Verfahrensbeginn, gehen in die Knie, um seine Stimme zu hören.

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