Ein 40-jähriger Solinger steht unter Anklage, weil er im März 2023 eine Familie in ihrem Mehrfamilienhaus in Solingen in Brand gesteckt hat. Zudem werden ihm zwei weitere Brandstiftungen und ein versuchter Mord vorgeworfen.
Weil das hölzerne Treppenhaus in einem Solinger Mehrfamilienhaus gebrannt hatte, war der jungen bulgarischen Familie der Fluchtweg aus ihrer Dachgeschosswohnung versperrt gewesen. Das verheerende Feuer, das am 25. März vergangenen Jahres stattfand, kostete Vater, Mutter und zwei kleine Kinder das Leben. Der Brand weckte in der Stadt fürchterliche Erinnerungen an den Brand anschlag von Neonazis im Jahr 1993.
Wie damals kam es zu dramatischen Szenen, konnten sich Hausbewohner nur durch Sprünge in die Tiefe schwer verletzt retten. Am kommenden Dienstag (21. Januar) beginnt am Wuppertaler Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Brandstifter. Der Solinger schwieg zu den Vorwürfen fast zehn Monate lang. Unter dem Schutt des niedergebrannten Treppenhauses wurden Reste eines Brandbeschleunigers gefunden. Das Feuer wurde vorsätzlich gelegt, so steht es in der Anklage. Aufnahmen aus Überwachungskameras brachten die Ermittler auf eine Spur: Der Brandstifter könnte ein inzwischen 40-jähriger Solinger sein, der früher selbst im Hinterhaus des Brandhauses gewohnt hatte und nach einem Streit mit seiner Vermieterin ausgezogen war. Er soll der Mann mit dem Rucksack sein, der in der Brandnacht gleich mehrmals von Kameras erfasst wurde. Mehrfach soll er sich dem späteren Brandhaus genähert haben - als einziger in der fraglichen Zeit.Die Ermittler hatten bereits einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung beantragt, als sich in Solingen am 8. April ein weiteres grauenhaftes Verbrechen ereignete: Mit einer Machete und zwei wuchtigen Hieben soll der Deutsche versucht haben, einem fünf Jahre älteren Mann die Kopfhaut abzutrennen, ihn also zu skalpieren. Beide Männer sollen sich seit 14 Jahren gekannt haben. Zuvor soll es zwischen ihnen Streit um ein gescheitertes Drogengeschäft gegeben haben. Das Opfer überlebte mit schweren Kopfverletzungen. Eine psychiatrische Untersuchung ergab bei dem Solinger bislang nichts, was für eine verminderte Schuldfähigkeit oder gar Schuldunfähigkeit sprechen könnte. Zwar war er für die Ermittler kein unbeschriebenes Blatt, doch mit Delikten wie Unterschlagung und Diebstahl hatte er sich zuvor eher kleinkriminell betätigt. Zur Tatzeit lebte er von Bürgergeld. Vierfacher Mord und Mordversuche an 21 Menschen Die Anklage hielt zwei Überraschungen parat. Denn inzwischen legen die Ermittler ihm zwei weitere Brandstiftungen zur Last: eine im selben Haus bereits im November 2022, deren Flammen von der Feuerwehr gelöscht wurden, und eine in einem anderen Gebäude im Februar 2024. In beiden Gebäuden hielten sich zur jeweiligen Tatzeit Menschen auf. Das trug ihm weitere Anklagevorwürfe des zehnfachen und des zweifachen Mordversuchs ein. Alles in allem geht es damit um einen vierfachen Mord und Mordversuche an 21 Menschen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Macheten-Attacke nur als versuchten Totschlag gewertet, doch das Landgericht hatte bei der Zulassung der Anklage angemerkt, dass auch diese Tat als versuchter Mord gewertet werden könnte. Gleich zwei Mordmerkmale kämen in Betracht: Heimtücke und die Verdeckung einer anderen Straftat. Was die Brandstiftungen angehe, werde ihr Mandant weiterhin schweigen, sagten seine Strafverteidiger Marc Françoise und Jochen Ohliger. Im Fall des Machetenangriffs sieht das anders aus: Dazu werde es eine Einlassung geben, kündigte Françoise auf dpa-Anfrage an. Der Vorsitzende Richter Jochen Kötter setzte für den Fall bis Mitte März zehn Verhandlungstage an
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