Ein vermeintlicher Angriff von Klimaaktivisten auf Autos mit Bauschaum und Aufrufen an den Grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck entpuppte sich als russische Einflussnahme.
Für die Bild-Zeitung war der Vorfall im Dezember 2022 wohl ein gefundenes Fressen. Das Blatt berichtete über die angebliche „neue Chaos-Taktik der Klimaaktivisten “, die in Ulm Bauschaum in Autoauspuffe gesprüht und Sticker am Auto angebracht hätten. Die Sticker zeigten den Grünen Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidaten Robert Habeck und die Aufforderung „SEI GRÜNER!“. Die Bild spekulierte, die Aufforderung richte sich an Habeck.
„Klima-Radikale attackieren Autos mit Bauschaum… und fordern mehr Klimaschutz von Minister Habeck“, lautete der Titel in der Bild damals. Dieser Artikel fügte sich nahtlos in die seit geraumer Zeit geführte Kampagne der Bild gegen Habeck, seine Partei und Gleichgesinnte ein. Habeck wurde als „gefährlicher Traumtänzer“ dargestellt, sein „Heizungs-Hammer“ als „Kostenlawine“, und er „vermiest uns Weihnachten“. Dass sein Name nun auch mit beschädigten Autos in Verbindung gebracht wurde, nahm die Bild natürlich mit auf. Nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Berlin, Brandenburg und Bayern fand man mit Bauschaum verstopfte Auspuffe. Jetzt stellt sich heraus: Es waren nicht die radikalen Klimaaktivisten, sondern russische Akteure, die hinter dem Vorfall steckten. Wie Der Spiegel berichtet, sollen russische Geheimdienste Amateure, sogenannte „low level agents“, rekrutiert haben, um die Wahlkämpfe zu sabotieren. Menschen, die laut Spiegel über soziale Medien, etwa der Messenger-App „Viber“, angeworben wurden, um Sticker an den Windschutzscheiben und Schaum in den Auspuffen zu verteilen. Einer der Täter soll pro beschädigtem Auto 100 Euro vom geheimen Drahtzieher erhalten haben. Sicherheitskreise verweisen darauf, dass solche Aktionen während des Bundestagswahlkampfes nicht selten seien, um die Wahlergebnisse möglicherweise zu beeinflussen. Die im vorletzten Jahr veröffentlichten Privatnachrichten des Axel-Springer-Chefs Mathias Döpfner belegen, dass er sich mit einer solchen Einflussnahme auch auskennt. In den Nachrichten soll er den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt gebeten haben, in der Bild mehr für die FDP zu tun. Pro-FDP. Pro-CDU/CSU. Anti-Linke. Anti-SPD. Anti-Grüne. So lässt sich die Bild-Berichterstattung treffend beschreiben, findet auch Übermedien. In einem Video vom Januar sammeln und analysieren sie Anti-Habeck-Inhalte, um die Funktionsweise medialer Manipulationskampagnen darzustellen. Darin zitieren sie auch den Medienwachblog „Kobuk“. Der veröffentlichte 2023 eine Analyse von 147 Bild-Artikeln aus dem Jahr 2022, die Habeck thematisierten - Meinungsbeiträge waren dabei ausgeschlossen. Die Analyse ergab, dass nur 45 davon neutral gewesen seien, dagegen ganze 101 negativ und ein einziger habe etwas Positives über den Grünen Politiker zu sagen gehabt. An dieser Verteilung hat sich seit dem nicht viel verändert. Und obwohl es nun eine Kehrtwende im Fall der vermeintlichen autofeindlichen „Klima-Radikalen“ gibt, war der Bild-Beitrag dazu bis Redaktionsschluss noch online
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