Mit ihrem Debütalbum „Lavender“ zeigt die Berliner Musikerin Mulay, wie aus Schmerz zeitgemäßer R’n’B-Pop wird. Eine Begegnung.
Mit einem breiten Grinsen und offenen Armen tritt Mulay in ein kleines Café am Maybachufer in Berlin-Neukölln. Der Himmel hängt grau über der Stadt, die Luft ist kalt, und die kahlen Äste der Bäume lassen den Winter erahnen. Einzig Mulays violett-blaues Haar setzt einen farbenfrohen Akzent. Lächend nimmt sie Platz. Ihre Bewegungen sind geschmeidig, fast so, als tanze sie. Sie wirkt wach und präsent, gleichzeitig aber auch entspannt.
Mulay hat ein japanisches und ein deutsches Elternteil. Sie wurde als Kind adoptiert und ist in München aufgewachsen. Diese Tatsache habe ihr Leben in vielerlei Hinsicht geprägt, sagt die 30-Jährige. Sie spricht offen über das Gefühl, immer „anders“ gewesen zu sein – nie wirklich irgendwo hineinzupassen, „unrooted“ nennt sie das.
Wenn sie nicht sang, zeichnete sie. Später dachte sie ernsthaft darüber nach, visuelle Künstlerin zu werden. Doch die Musik setzte sich durch. Ihre Einflüsse reichen von Adele,und Mary J. Blige bis zu SZA. Weil die Musik, die sie bewegt und inspiriert, fast ausschließlich englischsprachig ist, fühlte es sich für Mulay natürlich an, ihre eigene Stimme in dieser Sprache zu finden.
Mit „Lavender“ will Mulay einen Schritt weitergehen und ein Stück Farbe in das Licht- und Schattenspiel bringen. Das Album führt nicht nur ihre intime Auseinandersetzung mit komplexen Gefühlswelten fort, sondern markiert auch einen künstlerischen Umbruch – ein Aufbruch zu neuen Ausdrucksformen und einer klareren, stärkeren Identität.
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