Wenn der Gashahn geschlossen bleibt und Züge nicht mehr weiterfahren, hilft ein trostspendender Schlager wie „You’ll Never Walk Alone“ nicht weiter.
„Im Sturz durch Zeit und Raum/erwacht aus einem Traum“, sang Nena in ihrem 80er-Jahre-Hit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. So oder ähnlich dürften sich kürzlich auch Bahnreisende gefühlt haben, als sie in einem ICE von Berlin nach Köln unterwegs waren. Kurz vor Erreichen des Hauptbahnhofs in Hannover wurden sie mit dem Hinweis konfrontiert, dass die Fahrt wegen Personalmangels dort leider zu Ende sei.
Der Traum, der in diesen Momenten zerplatzte, handelte von der Gewissheit, in einem Gemeinwesen zu leben, in dem auf Energieversorgung, Verkehrswege und nationale Sicherheit im Großen und Ganzen Verlass ist. Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, so legen es Eindrücke aus den letzten Monaten nahe, waren die sozialen Verunsicherungen und Stabilitätsschwankungen derart belastend wie heute.
Angesichts immer stärker erschütternder Krisenphänomene ist es fast eine Binsenweisheit, dass ein vergleichbares Zukunftsversprechen derzeit nicht in Sicht ist. Das Vertrauen auf die Wirkung staatlicher Lösungen ist ebenso beschädigt wie jenes in die Kräfte gesellschaftlicher Selbstregulierung. Im Gegenteil – Destruktion und Gewalt waren zuletzt Triebfedern geopolitischer Dynamiken.
Selten waren die Eingeständnisse politischer Ratlosigkeit und Überforderung lähmender. Das hat wohl auch Bundeskanzler Olaf Scholz bewogen, trostspendend die emphatische Fußball-Hymne „You’ll Never Walk Alone“ herbeizuzitieren, damit von ihr das Versprechen ausgehen möge, niemand werde alleingelassen vom Staat und seinen gewählten Vertretern.
Die Pünktlichkeit deutscher Züge wurde lange als ein Relikt obrigkeitsstaatlicher Verhältnisse und einer überbordenden Bürokratie belächelt. Angesichts der Herausforderungen der Klimapolitik und der Errichtung einer neuen Sicherheitsarchitektur sollten sie fortan für ein partizipatives Staatswesen stehen, dem die Versuchung autokratischer Gewaltpolitik dauerhaft nichts anhaben kann.
Deutschland Neuesten Nachrichten, Deutschland Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
Ehemaliger Queen-Berater sicher: Harry hätte Meghan nicht geheiratet, wenn Diana noch am Leben wäreSeit vier Jahren ist Prinz Harry mit Herzogin Meghan verheiratet, hat sich mit ihr eine Familie und ein neues Leben fernab royaler Pflichten und Zwänge aufgebaut. Dazu wäre es allerdings nicht gekommen, wenn Prinzessin Diana noch am Leben wäre, meint...
Weiterlesen »
Wenn das schnellste Formel-1-Auto nicht zum Sieg reichtFerrari-Pilot Charles Leclerc gibt sich nach dem Fehler von Frankreich selbstkritisch. Teamchef Binotto erhöht vor Formel1-Rennen in Budapest den Druck.
Weiterlesen »
Papst in Kanada: Wenn Buße nicht genügtWenn Buße nicht genügt: Papst Franziskus reist nach Kanada, wo Staat und Kirche einst Tausende indigene Kinder ihren Familien entrissen und schwer misshandelten. Er bat um Vergebung – doch die Überlebenden fordern mehr.
Weiterlesen »
Wenn sie lachte, ging die Sonne aufSchauspielerin Hannelore Elsner wäre am 26. Juli 80 Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf ihr schillerndes Leben vor der Kamera.
Weiterlesen »