Nach dem 7. Oktober nimmt Israel vermehrt Palästinenser fest. Sie berichten von unmenschlichen Bedingungen. Begegnung mit zwei Ex-Häftlingen.
Situation in israelischen Gefängnissen:Unrecht hinter Gittern Nach dem 7. Oktober nimmt Israel vermehrt Palästinenser fest. Sie berichten von unmenschlichen Bedingungen. Begegnung mit zwei Ex-Häftlingen.Als Munther Amira im israelischen Gefängnis Ofer im Westjordanland ankommt, rechnet er mit dem Prozess, den er bereits kennt: Die Sicherheitskräfte unternehmen einen Sicherheitscheck, der Gefangene muss seine Hose und sein Shirt ausziehen.
Recherchefonds Ausland e.V.Dieser Artikel wurde möglich durch die finanzielle Unterstützung des Recherchefonds Ausland e.V. Sie können den Recherchefonds durch eine Spende oder Mitgliedschaft fördern.Viele von den Gefangenen wurden nach dem Angriff der Hamas auf Israel im vergangenen Herbst festgenommen – und einer von ihnen war von Mitte Dezember bis Ende Februar 2024 Munther Amira. Auch in Gaza verhaftet das israelische Militär vermehrt Gefangene.
Mit gefesselten Händen und verbundenen Augen, sagt Amira, beginnt die Fahrt. Einmal halten die Soldaten an: „Sie haben mir gesagt: Wir werden deinen Traum wahr werden lassen. Ich frage: Welcher Traum? Sie sagen: Du wolltest doch ein Shaheed, ein Märtyrer, sein!“ Dann habe er geantwortet, dass das nicht stimmt. Und sagte:„Ich bin ein Friedensaktivist, ich bin nicht bewaffnet.“ Sie antworten: „Wir bringen dich nach Gaza.“ Dann habe er Panik bekommen.
Auch Gewalt sei an der Tagesordnung gewesen, sagt Amira. Etwa beim Appell zum Zählen der Gefangenen. Sie hätten auf dem Boden knien müssen, erzählt er, die Augen nach unten gerichtet, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Wer sich weigert oder die Sicherheitskräfte anblickt, sagt er, wird schnell Opfer von Gewalt. Diese sei in Ofer nicht nur sicht-, sondern auch hörbar gewesen, sagt Amira. Er befindet sich im Zellenblock 22.
Ein Bild von vor der Festnahme zeigt Muhammad als Mann in den 30ern, mit sorgfältig gestutztem Bart, vollen Wangen und dünner werdendem, vorteilhaft gestyltem Haar über der Stirn. Heute sieht er viel schmäler aus, mit Schatten unter den Augen. Aus Ofer kehrt er nach Gaza in ein Zelt zurück, in eine der humanitären Zonen südlich des Netzarim-Korridors, wo sich viele Geflüchtete aus ganz Gaza heute ballen.
„Er konnte die Erniedrigungen und die Schläge nicht ertragen“, sagt Muhammad. „Ich habe immer wieder den Wärtern gesagt: Dem Mann geht es schlecht, holt einen Arzt. Sie haben nicht auf mich gehört.“ Eines Tages, erzählt er weiter, bei einer Befragung, habe er dem Verhörenden vom Zustand des Arztes erzählt. Der Beamte schickt zwei Wärter in die Zelle, die nehmen ihn mit, unter Gewalt. „Am selben Tag änderte sich etwas im Gefängnis.
Der Verstorbene wird kurz vor seinem Tod aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt, „in ernstem Zustand“, so der Bericht. Kurz nach der Ankunft in der Notaufnahme verstirbt er. Der Obduktionsbericht betont: Der Tod des jungen Mannes hätte wohl vermieden werden können, wenn er rechtzeitig adäquate medizinische Hilfe erhalten hätte, wenn er sich entsprechend seiner Krankheit hätte pflegen können.
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