Der Schuldspruch gegen den australischen Kurienkardinal George Pell zeigt: Es braucht den Rechtsstaat, um aufzuräumen mit klerikalem Filz und Selbstgerechtigkeit. Die Meinung am Mittag
Das Urteil erging bereits im Dezember, ist wegen einer Nachrichtensperre aber erst jetzt öffentlich. Pell war vor Beginn des Verfahrens die Nummer drei im Vatikan.
Pell war derjenige, der ein weltweit einmaliges, wenn auch unzureichendes System zur Entschädigung der Opfer einrichtete und wortreich"Nulltoleranz" gegen die Täter in Talaren predigte. Doch gegen echte Transparenz im geschlossenen System Kirche hat sich der stramme Konservative gewehrt. Er stellte sicher, dass Australiens Bischöfe den Traditionalisten in der Weltkirche verbunden blieben, zu deren einflussreichem Wortführer er wurde.
Daheim jedoch war der mächtige Kurienkardinal längst eine Symbolfigur für all das, was faul ist in der Kirche. Australien ist kein sehr religiöses Land, ein Drittel seiner Bewohner bezeichnen sich als konfessionslos. Etwa jeder vierte bis fünfte gehört der katholischen Kirche an. Sie ist damit zwar die größte Religionsgemeinschaft des Landes.
Richtig aufklären aber kann nur ein demokratischer Rechtsstaat, und dafür ist es nie zu spät. Wie immer das Verfahren Krone vs. George Pell in der Berufung ausgehen mag: Dies ist mehr als nur die große Geschichte vom Aufstieg und Fall eines australischen Kardinals.
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