Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine gehen bislang gefestigte Gewissheiten verloren. Auch bei unserem Kolumnisten.
Vorhin habe ich Fußball-Termine in den Kalender übertragen. Am 9. April spielt Union bei Hertha, Sonntag darauf gegen Frankfurt. Religiöse Verpflichtungen, der Rest ist nachrangig. Meine Sippe findet das unsozial, aber Fans ticken so.
Neulich wurde ein Medienbericht von 1993 ausgegraben, über ein Treffen mit Emissären deutscher Unternehmen: Putin, inzwischen Vizebürgermeister von St. Petersburg, plädierte dafür, Russland durch eine Militärdiktatur zu stabilisieren, Modell Pinochet. Seine Gäste, steht da, hätten freundlich applaudiert. Das sagt etwas über die damalige Anarchie, über Wirtschaftsprioritäten und Putins unzweideutiges Verhältnis zur Gewalt.
Doch es stimmt: Der ehemalige und gleichsam ewige Sowjetbürger Wladimir Putin führt einen imperialistischen, revisionistischen und chauvinistischen Eroberungskrieg. Ich ging, wie Platzeck, in der DDR zur Schule und muss diese Tatsache sacken lassen. Andere kostet sie das Leben, mir zieht sie Gewissheit aus den Knochen. In düsteren Stunden reicht das bis zu Zweifeln, ob der Halbfinalist Union am 21. Mai das DFB-Pokalendspiel bestreiten kann.