Der Kampf um die Zukunft von TikTok in den USA eskaliert. US-Regierungen argumentieren, dass die Plattform eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt, während Anwälte für Bürgerrechte die Meinungsfreiheit betonen. Das Verbot der App droht, die Debatte über Datenschutz und die Rolle von Technologie in der Gesellschaft zu intensivieren.
TikTok, die in jüngster Zeit für ihren enormen kulturellen Einfluss in der digitalen Welt bekannt ist, wird von Regierungen weltweit, insbesondere in den Vereinigten Staaten, mit Misstrauen betrachtet. Laut Firmenangaben nutzen über eine Milliarde Menschen die App, die durch kurze Videos gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu Plattformen wie Instagram oder YouTube hat TikTok seinen Ursprung nicht in den Vereinigten Staaten, sondern in China .
Daher befürchten westliche Regierungen, dass die chinesische Regierung über die Plattform an persönliche Daten der Nutzer gelangen und die öffentliche Meinung manipulieren könnte. Der US-Kongress verbot Ende 2022 das Installieren von TikTok auf Regierungssmartphones. Inzwischen sind die Maßnahmen jedoch noch weiter gegangen. Ein neues US-Gesetz verpflichtet die chinesische Muttergesellschaft ByteDance, ihr US-Geschäft bis zum 19. Januar 2025 zu verkaufen, andernfalls droht ein landesweites Verbot. TikTok wird dann nicht mehr über App-Stores wie die von Apple und Google angeboten werden können, und Internet-Hosting-Dienste dürfen die Plattform nicht mehr unterstützen. Im Dezember 2024 hatte ein Berufungsgericht die Klage von TikTok gegen das Verbot abgewiesen. Das Gesetz ist einer der seltenen Fälle, in denen sich die sonst oft zerstrittenen Republikaner und Demokraten einig werden konnten. US-Politiker betonen die Sorge, dass die Kommunistische Partei in Peking Daten von US-Nutzern abgreifen und die Plattform mit Propaganda fluten könnte. TikTok wird als Bedrohung für die nationale Sicherheit angesehen. Der Streit um das drohende Verbot beschäftigt nun sogar den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Die Richter müssen in dem Prozess abwägen, ob die Risiken für die nationale Sicherheit die Maßnahmen rechtfertigen - oder das von der Verfassung garantierte Recht auf freie Meinungsäußerung schwerer wiegt.Dass TikTok persönliche Daten sammelt und auswertet, ist nichts Ungewöhnliches. Der Algorithmus lernt das Verhalten der Nutzer, was ihnen gefällt, und spielt ihnen entsprechend der Interessen abgestimmte Videos aus. Es ist allgemein bekannt, dass Plattformen, die ihr Geld wie TikTok mit personalisierter Werbung verdienen, an möglichst umfangreichen Informationen über ihre Nutzer interessiert sind. Serge Egelman vom International Computer Science Institute der Universität Berkeley gilt als einer der renommiertesten IT-Sicherheitsforscher. Er untersucht die Datensammelpraktiken von Smartphone-Apps. Egelman hält die TikTok-Diskussion für überhitzt. TikTok verfolge einige Online-Aktivitäten, aber das könnten die meisten Apps. Egelman verweist darauf, dass werbefinanzierte Geschäftsmodelle grundsätzlich darauf ausgelegt sind, die Privatsphäre zu verletzen. „Was TikTok intern mit den Daten macht, darüber könnte man nur spekulieren. Aber bei den Daten, die sie sammeln, gehen sie nicht über das hinaus, was zum Beispiel Facebook macht.“ Die australisch-amerikanische Cybersicherheitsfirma Internet 2.0 sieht TikTok jedoch kritischer. Die Datensammlung sei „überdurchschnittlich aufdringlich“ und ermögliche zum Beispiel das Durchsuchen des Gerätespeichers, heißt es in einem Bericht aus dem Jahr 2022. TikTok weist die Vorwürfe zurück. Der Jurist David Greene ist Direktor für Bürgerrechte bei der Nichtregierungsorganisation „Electronic Frontier Foundation“ in San Francisco. Sie setzt sich für Datenschutz und freie Meinungsäußerung in der digitalen Welt ein. Greene und seine Organisation schauen ziemlich kritisch auf die Pläne der US-Politik: 'Es ist ziemlich sinnlos, TikTok in den USA zu verbieten, aus Sorge, dass Chinas Regierung an die Daten von US-Nutzern herankommt, wenn die chinesische Regierung derzeit viele US-Nutzerdaten frei von Datenhändlern kaufen kann.' Greenes NGO spricht sich für eine allgemeine Datenschutzreform aus, die alle Social-Media-Plattformen miteinbeziehen würde.
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