Nur knapp 100 Kilometer liegen zwischen Fuerteventura und dem afrikanischen Kontinent. Doch laut einer neuen Studie erreichten die ersten Seefahrer überraschend spät die heute so beliebten Inseln.
Sie gehören zu den beliebtesten Urlaubszielen weltweit, aber die Besiedlung der Kanarischen Inseln ist äußerst umstritten. Bislang gingen manche Forschende davon aus, dass Seefahrer aus Nordafrika den Archipel schon im 1. vorchristlichen Jahrtausend erreichten – schließlich liegtnur knapp 100 Kilometer vom heutigen südlichen Marokko entfernt. Diese Hypothese stützte sich auch auf Berichte über den Seefahrer Hanno aus Karthago.
Dieser Haltung schließt sich nun ein spanisches Forschungsteam um Jonathan Santana von der Universität Las Palmas auf Gran Canaria an, und stützt sich dabei auf eine Analyse von Funden mit den bislang zuverlässigsten Datierungen. Denn – so schreibt die GruppeDies resultiert etwa daraus, dass bei Baumresten das Alter des Stammes datiert wird, aber nicht die Zeit des Fällens – dazwischen können mehrere Jahrhunderte liegen.
Der Studie zufolge stammt der erste eindeutige Hinweis auf menschliche Präsenz auf den Inseln von den Römern. Diese erreichten die Kanaren demnach im 1. Jahrhundert vor Christus. In der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts schließlich besiedelten sie das heute unbewohnte Inselchen Lobos vor der Nordspitze von Fuerteventura. „Dies bildet die westlichste Grenze der römischen Präsenz in der Antike“, heißt es.
Erst später wurden die Inseln – vermutlich unabhängig von den Römern – von Berbergruppen besiedelt, die aus dem westlichen Nordafrika stammten. Diese erreichten Lanzarote – die nordöstlichste der Hauptinseln – zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert und «wurden schließlich zu jenen indigenen Gemeinschaften, auf die die europäischen Seefahrer im späten Mittelalter trafen».
Grundsätzlich passen die neuen Ergebnisse zu Angaben des römischen Historikers Plinius dem Älteren aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Er schreibt in seiner Enzyklopädie „Naturalis historia“, dass die Römer auf die Inselgruppe stießen bei einer Expedition, die von dem befreundeten König Juba II. von Mauretanien unterstützt wurde. Plinius erwähnt nicht, dass es damals Menschen auf den Inseln gab.