Er komponierte, schrieb und rockte. Xão Seffcheque, der Renaissancemensch der Düsseldorfer New Wave, ist gestorben.
Xão Seffcheque, der Name klang exotisch, als ich ihn zum ersten Mal las. Der Vorname hatte eine chinesische Anmutung, der Nachname sah aus wie eine Mischung aus Deutsch und Französisch. Xão Seffcheque hatte die Musik für fast alle Titel auf einem Album, das den Titel „Resistance“ trug, geschrieben. Es erschien 1985 und beeinflusste die deutschsprachige Popmusik nachhaltig. Family*5 hieß die Band, Soul Punk nannte sie ihren Sound, Peter Hein war ihr Sänger.
Die Family, das waren nicht nur die Band, sondern auch die 5.000 Menschen, die diese Platte gekauft hatten. Den Fans von Family*5 schenkte man Vertrauen, als seien sie Schwestern und Brüder. Wer diese Band liebte, für den galt: „Manchmal ist dann auch noch jemand da, der ähnlich ist wie ich. Dann fällt die trübe Masse draußen gar nicht mehr so ins Gewicht.“
Standesgemäß wohnte er im Heizungskeller „Ah, du bist des!“, sagte Xão umstandslos zu mir. Sie hätten sich aufgrund meiner Texte über die Band eh schon gefragt: „Der kennt uns, warum kennen wir den ned?“ Wenn wir uns hin und wieder trafen in den folgenden Jahren, war es so, als würden wir uns schon lange kennen, auch das eine Kunst, die er beherrschte. Jetzt lernte ich, dass Herr Seffcheque in Wirklichkeit Alexander Sevschek hieß.
1977 war Xão nach Düsseldorf gezogen, mitten hinein in die Punk-Explosion. Standesgemäß wohnte er in einem Heizungskeller. Bald zog sein Grazer Freund Peter Glaser bei ihm ein. Dieser verewigte das gemeinsame Leben im, laut Xão, „ersten deutschen New-Wave-Roman“ mit dem Titel „Der große Hirnriss“. Glaser beschreibt darin, wie Xão im Keller mit seinen Synthies hantierte. Bei Tapete Records ist vor wenigen Jahren ein Best-of aus dieser Phase erschienen.