Die EZB wird wahrscheinlich weitere Zinssenkungen um 25 Basispunkte beschließen, obwohl die Kreditvergabe im Euroraum trotz gesunkener Leitzinsen nicht in Schwung kommt.
Die Kreditvergabe im Euroraum kommt trotz deutlich gesunkener Leitzinsen nicht in Schwung. Dieser Umstand dürfte einige Mitglieder des EZB -Rats bestärken, dass weitere Zinssenkungen notwendig sind. Dieses Argument wird jedoch von anderen Notenbankern nicht geteilt. Trotz unterschiedlicher Meinungen bezüglich weiterer Lockerungen ist eine Zinssenkung am Donnerstag Konsens. Die EZB wird wahrscheinlich weitere Zinssenkungen um 25 Basispunkte beschließen.
Die Debatte über die weitere Geldpolitik wird jedoch sicherlich anhalten. Die EZB hat am Dienstag berichtet, dass Geschäftsbanken im Euroraum die Kreditvergabebedingungen an Unternehmen deutlich verschärft haben. Es handelt sich laut der Notenbank um die „ausgeprägteste Verschärfung“ der Richtlinien seit über einem Jahr. Dieses Ergebnis könnte zu kontroversen Diskussionen im EZB-Rat führen. Die eine Gruppe von Notenbankern sieht in den strengen Finanzierungskonditionen einen Beleg dafür, dass die Geldpolitik zu restriktiv ist und weitere starke Zinssenkungen nötig sind. Die andere Gruppe argumentiert, dass die Geldpolitik nicht der entscheidende Faktor für die strengen Kreditbedingungen ist, sondern die politische und konjunkturelle Unsicherheit in Deutschland und Frankreich. Die von der EZB befragten Banken verweisen auf gestiegene Kreditrisiken und eine verminderte Risikotoleranz. Im EZB-Rat herrscht Einigkeit darüber, dass es mittelfristig keinen Bedarf mehr an einer restriktiven Geldpolitik gegenüber der wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum gibt. Die Zielsetzung ist, den Einlagensatz schrittweise mindestens auf das neutrale Niveau zu senken. Die Schwierigkeit liegt darin, das genaue Niveau des neutralen Zinssatzes zu bestimmen, da es unterschiedliche Schätzungen innerhalb des EZB-Rats und unter Volkswirten gibt. François Villeroy de Galhau, der Notenbankpräsident von Frankreich, geht von 2% aus, während sein portugiesischer Amtskollege Mário Centeno sogar eine deutlich niedrigere Grenze ansieht. Isabel Schnabel, eine EZB-Direktorin, sieht das neutrale Niveau in einem etwas breiteren Rahmen zwischen 2 und 3%. Je nach Einschätzung des neutralen Zinssatzes ergibt sich der Spielraum für weitere Zinssenkungen nach dem Donnerstag. Der Deka-EZB-Zinskompass, der exklusiv vor jeder Zinssitzung der EZB veröffentlicht wird, signalisiert derzeit keinen Bedarf an einer deutlichen Lockerung der Geldpolitik. Die Finanzierungssäule des Kompasses liegt zwar unter Null, was bedeutet, dass die Bedingungen strenger sind als im langfristigen Durchschnitt. Insgesamt schwankt der Wert des Kompasses jedoch um die Nulllinie herum, was für eine Beibehaltung der Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau spricht. Es ist zu beachten, dass die hohe Inflationsssäule den Kompass vor einer deutlichen Abwärtsbewegung in den negativen Bereich bewahrt. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik wird jedoch als angemessen angesehen. Bei der Pressekonferenz der EZB nach dem Zinssentscheid am Donnerstag wird die US-Handelspolitik eine Rolle spielen. Die EZB wird wahrscheinlich über die Auswirkungen der US-Handelspolitik und ihrer Implikationen für den Euroraum sprechen. Es ist jedoch noch zu früh für die EZB, um mögliche Zölle in makroökonomische Vorhersagen aufzunehmen und Schlüsse für die Geldpolitik zu ziehen. Die EZB wird die Entwicklungen abwarten müssen.
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